Dual-Purpose-Fonds: Struktur, Funktionsweise, Vorteile und Risiken im Detail
Dual-Purpose-Fonds sind eine seltene, aber faszinierende Form geschlossener Investmentfonds, die sowohl auf Einkommens- als auch auf Wachstumsziele ausgelegt sind. Sie werden durch die Emission zweier Aktienklassen strukturiert: Vorzugsaktien für stabile Erträge und Stammaktien für langfristige Kapitalgewinne. Diese Fonds wurden ursprünglich entwickelt, um unterschiedlichen Anlegerbedürfnissen gerecht zu werden, und können eine spannende Option für diversifizierte Portfolios darstellen.
In diesem Artikel beleuchten wir detailliert, wie Dual-Purpose-Fonds funktionieren, welche Vor- und Nachteile sie bieten, welche steuerlichen und rechtlichen Aspekte zu beachten sind und wie sie in modernen Anlagestrategien eingesetzt werden können.
Die Struktur eines Dual-Purpose-Fonds
Ein Dual-Purpose-Fonds ist ein geschlossener Fonds, der Kapital von Anlegern sammelt und es in ein diversifiziertes Portfolio aus Wertpapieren investiert. Die Besonderheit liegt in den zwei Aktienklassen:
- Vorzugsaktien (Income Shares):
- Diese Aktien garantieren den Inhabern eine feste, regelmäßige Ausschüttung in Form von Dividenden.
- Vorzugsaktionäre haben Vorrang bei der Ausschüttung von Erträgen und im Falle einer Liquidation des Fonds.
- Sie eignen sich besonders für Anleger, die eine stabile und vorhersehbare Einkommensquelle suchen, z. B. Rentner.
- Stammaktien (Growth Shares):
- Diese Aktien profitieren von der Wertsteigerung des Fondsportfolios, erhalten jedoch keine regelmäßigen Ausschüttungen.
- Sie sind ideal für Anleger, die auf langfristiges Kapitalwachstum setzen und bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen.
👉🏻 Die besten Indexfonds für Anleger in Deutschland
Funktionsweise von Dual-Purpose-Fonds
Die Funktionsweise von Dual-Purpose-Fonds ist einzigartig und unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen offenen Fonds:
- Kapitalsammlung und Portfolioaufbau:
Der Fonds sammelt Kapital, investiert dieses in ein diversifiziertes Portfolio aus Aktien, Anleihen oder anderen Finanzinstrumenten und erzielt Erträge in Form von Dividenden, Zinsen oder Kursgewinnen. - Ertragsverteilung:
Die generierten Erträge (z. B. Dividenden oder Zinsen) werden ausschließlich an die Vorzugsaktionäre ausgeschüttet. Stammaktionäre profitieren hingegen ausschließlich von der Wertsteigerung des Portfolios. - Laufzeit und Rückzahlung:
Am Ende der Laufzeit des Fonds erhalten die Vorzugsaktionäre den Nennwert ihrer Aktien zurück. Die verbleibenden Vermögenswerte des Fonds werden an die Stammaktionäre verteilt.
Ein Beispiel für die Funktionsweise:
Angenommen, ein Fonds generiert jährliche Erträge von 5 %, die ausschließlich an die Vorzugsaktionäre ausgeschüttet werden. Wenn das Portfolio gleichzeitig um 10 % wächst, profitieren die Stammaktionäre von dieser Wertsteigerung.
Aspekt | Vorzugsaktien | Stammaktien |
---|---|---|
Erträge | Regelmäßige Dividenden | Keine regelmäßigen Erträge |
Kapitalwachstum | Eingeschränkt | Vollständige Beteiligung |
Risikoprofil | Gering bis moderat | Hoch |
👉🏻 Wie man einen Investmentfonds auswählt
Vor- und Nachteile von Dual-Purpose-Fonds
Vorteile:
- Flexibilität: Anleger können zwischen Einkommen und Wachstum wählen, je nach individuellen Zielen.
- Diversifikation: Die Fonds investieren in ein breites Spektrum von Vermögenswerten, was das Risiko streut.
- Klare Trennung: Die Aufteilung in zwei Aktienklassen sorgt für Transparenz hinsichtlich der Renditeerwartungen.
Nachteile:
- Komplexität: Die Struktur kann für unerfahrene Anleger schwer verständlich sein.
- Liquidität: Da es sich um geschlossene Fonds handelt, können die Aktien nur begrenzt gehandelt werden.
- Steuerliche Nachteile: Je nach Land können steuerliche Regelungen die Rendite beeinflussen.
👉🏻 Die besten Aktienfonds 2024: Rentabilität und Risiko im Vergleich
Dual-Purpose-Fonds im Vergleich zu anderen Investmentfonds
Unterschied zu offenen Fonds:
Offene Fonds bieten Anlegern die Möglichkeit, Anteile jederzeit zu kaufen oder zu verkaufen. Dual-Purpose-Fonds hingegen sind geschlossene Fonds, bei denen die Anzahl der ausgegebenen Anteile begrenzt ist.
Unterschied zu traditionellen geschlossenen Fonds:
Während traditionelle geschlossene Fonds in der Regel nur eine Aktienklasse ausgeben, bieten Dual-Purpose-Fonds zwei separate Klassen mit spezifischen Renditezielen.
Steuerliche und rechtliche Aspekte
In Deutschland unterliegen Dual-Purpose-Fonds den Regelungen des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB). Wichtige Punkte:
- Besteuerung:
- Einkünfte aus Vorzugsaktien werden als Kapitaleinkünfte besteuert, ähnlich wie Zinsen oder Dividenden.
- Kursgewinne aus Stammaktien unterliegen der Abgeltungssteuer.
- Regulierung:
- Dual-Purpose-Fonds müssen von der BaFin genehmigt werden und unterliegen strengen Transparenzvorschriften.
- EU-Vorgaben:
- Aufgrund der AIFM-Richtlinie (Alternative Investment Fund Managers Directive) müssen diese Fonds zusätzliche Anforderungen erfüllen, wie z. B. Risikomanagement und Berichtspflichten.
👉🏻 Indexfonds vs ETFs: Ein Vergleich für deutsche Anleger
Einsatzmöglichkeiten in modernen Anlagestrategien
Dual-Purpose-Fonds können in verschiedenen Szenarien sinnvoll sein:
- Einkommensorientierte Strategien:
Anleger, die ein stabiles Einkommen suchen, können Vorzugsaktien wählen. - Wachstumsorientierte Strategien:
Risikofreudige Anleger, die auf Kapitalwachstum setzen, können Stammaktien erwerben. - Hybrid-Strategien:
Eine Kombination aus beiden Aktienklassen kann eine ausgewogene Rendite ermöglichen.
👉🏻 Eingliederung eines Fonds: Worauf Anleger achten sollten
Fazit
Dual-Purpose-Fonds bieten eine einzigartige Kombination aus Stabilität und Wachstumspotenzial, die in modernen Portfolios selten zu finden ist. Wenn du bereit bist, die Komplexität zu verstehen und langfristig zu investieren, könnten sie eine lohnenswerte Ergänzung deiner Strategie sein. Denke jedoch daran, dass professionelle Beratung und fundierte Entscheidungen entscheidend sind, um das Beste aus dieser Anlageklasse herauszuholen.