7 Anfängerfehler, die du bei der Dividendenanlage vermeiden solltest
Wir alle haben von der Dividendenanlage und ihren langfristigen Vorteilen gehört: Vermögensaufbau, finanzielle Freiheit, passive Einkünfte… Aber kennst du auch die häufigsten Fehler, die du vermeiden solltest? In diesem Artikel erkläre ich sie dir, damit du sie umgehen kannst.
Wahrscheinlich interessierst du dich für die Dividendenanlage, und das ist verständlich. Es ist eine jahrhundertealte Anlagestrategie, die auch heute noch funktioniert. Du kennst sicher die Theorie, aber sie in der Praxis umzusetzen, ist etwas komplizierter.
Dieser Artikel wird dir helfen, die anfänglichen ‚Fallen‘ bei der Erstellung deines Dividendenportfolios zu vermeiden.
Was ist die Dividendenanlage?
Kurz gesagt basiert die Dividendenanlage darauf, in Aktien von Unternehmen zu investieren, die regelmäßig Dividenden ausschütten, ohne die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu gefährden. Damit versucht der Anleger, wiederkehrende Einnahmen zu generieren, ohne sich ausschließlich auf die Wertsteigerung der Unternehmensaktien zu verlassen.
Arten der Dividendenanlage
Wenn von Dividendenanlage die Rede ist, denkt man oft nur an den Kauf von einzelnen Unternehmensaktien. Doch dank der Entwicklung der Finanzbranche gibt es heute auch andere Möglichkeiten, in Dividenden zu investieren:
- Dividendenaktien: Das klassische Anlageinstrument, bei dem der Anleger sein Investitionsportfolio selbst verwaltet.
- Investmentfonds: Die Erstellung und Verwaltung des Portfolios wird einem Profi überlassen, der dann Dividenden an die Anteilseigner ausschüttet.
- ETFs mit Fokus auf Dividendenrendite: Eine Mischung aus Aktie und Investmentfonds, die es ermöglicht, ein Unternehmensportfolio zu geringeren Kosten als bei einem Investmentfonds zu halten.
- Geschlossene Fonds (CEFs): Sehr auf Dividendenausschüttungen ausgerichtete geschlossene Investmentfonds, aber mit hoher Volatilität. Empfehlenswert für Anleger mit gewisser Markterfahrung.
Die 7 Fehler bei der Dividendenanlage
Es gibt viele, manchmal zahlreiche Fehler, die beim Einstieg in die Dividendenstrategie gemacht werden. Hier zeige ich dir die sieben wichtigsten:
- Nur auf die Dividendenrendite achten
- Nachhaltigkeit der Dividende ignorieren
- Mangelnde Diversifikation
- Ungeduld
- Steuern nicht berücksichtigen
- Das Portfolio nicht regelmäßig überprüfen
- Keinen Investitionsplan haben
Fehler #1: Nur auf die Dividendenrendite achten
Dies ist der einfachste Fehler, in den man tappen kann, und daher der bekannteste bei der Dividendenanlage. Es ist verständlich: Beim Einstieg in die Dividendenstrategie möchte der Anleger in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Dividenden erhalten. Das führt dazu, dass man sich auf Unternehmen mit hoher Dividendenrendite konzentriert.
Im Allgemeinen kann eine hohe Dividendenrendite darauf hindeuten, dass das Unternehmen gerade eine schwierige Phase durchmacht (vorübergehend oder dauerhaft) und die Dividende gefährdet sein könnte. Es gibt aber auch Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen, deren Dividende nicht in Gefahr ist.
Wie erkennt man also, ob ein Unternehmen eine hohe Dividendenrendite hat? Ein schneller Trick ist der Vergleich mit der historischen Dividendenrendite. Hier ist eine kleine Liste typischer Unternehmen für die Dividendenstrategie:
Unternehmen | Aktuelle Rendite | Rendite der letzten 5 Jahre |
---|---|---|
Allianz | 5.2% | 4.8% |
BASF | 7.3% | 5.1% |
Deutsche Post | 4.6% | 3.9% |
Munich Re | 3.8% | 4.2% |
Siemens | 3.2% | 3.0% |
Fehler #2: Nachhaltigkeit der Dividende ignorieren
Viele Anfänger bei der Dividendenstrategie machen den Fehler, die Unternehmen, in die sie investieren wollen, nicht gründlich zu recherchieren. Es ist wichtig, die finanzielle Gesundheit des Unternehmens, seine Dividendenhistorie und -nachhaltigkeit, seine Marktposition und andere relevante Faktoren zu untersuchen, bevor man eine Investitionsentscheidung trifft.
Um dies zu beheben, ist es notwendig, die Finanzsprache der Unternehmen zu erlernen und so zu verstehen, wie die Dividende gezahlt wird (ob aus Gewinnen oder durch Schulden) und dann zu entscheiden, ob man in dieses Unternehmen investieren möchte oder nicht.
Beachte die Finanzkennzahlen wie die Ausschüttungsquote und die Free Cash Flow Ausschüttungsquote, um zu bestimmen, wie die Dividende gezahlt wird.
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Fehler #3: Mangelnde Diversifikation
Einer der häufigsten Fehler ist es, das gesamte Geld in eine einzige Aktie zu investieren oder das Portfolio auf einen einzigen Sektor oder eine einzige geografische Region zu konzentrieren.
Auch wenn eine hervorragende Unternehmensanalyse durchgeführt wurde und die Dividende nachhaltig erscheint, ist es notwendig und grundlegend, das Investitionsportfolio zu diversifizieren. Damit soll das intrinsische Risiko des Unternehmens reduziert werden, wie z.B. eine vorübergehende Schwächephase des Unternehmens oder die Entscheidung der Unternehmensleitung, die Dividendenpolitik zu ändern (Aussetzung oder Streichung).
Durch Diversifikation erhöhen sich die Chancen auf gute langfristige Renditen, während die Exposition des Portfolios gegenüber nur einem oder wenigen Unternehmen reduziert wird.
Was ist die optimale Anzahl von Unternehmen im Portfolio?
Der Investor und Akademiker Joel Greenblatt schätzt in seinem Buch „Du kannst ein Börsen-Genie sein“, dass das reale Risiko eines Portfolios um 46% reduziert wird, wenn man zwei Aktien kauft, um 72% mit vier Werten, um 81% mit acht Titeln und um 93% mit 16 Aktien.
Es gibt empirische Studien, die davon ausgehen, dass 20 Unternehmen die optimale Anzahl sind, um das systematische oder nicht-systematische Risiko zu reduzieren.
Fehler #4: Ungeduld
Die dividendenbasierte Anlagestrategie ist eine langfristige Strategie, die Ausdauer und Beständigkeit erfordert. Häufig geben unerfahrene Anleger diese Strategie auf, wenn sie keine sofortigen Ergebnisse sehen, und entscheiden sich stattdessen dafür, den aktuellen Anlagetrends zu folgen. Ein ständiger Strategiewechsel kann jedoch zu erheblichen Verlusten führen, da der Anleger in der Regel die Dividendenstrategie mit Verlusten verlässt und zu einer Strategie wechselt, bei der es vielleicht zu spät ist, um Gewinne zu erzielen.
Selbst ohne Strategiewechsel beginnt der unerfahrene Anleger zu zweifeln, ob er verkaufen soll, sobald es zu einer bedeutenden Kursschwankung kommt. Entweder um den Kapitalverlust zu begrenzen oder umgekehrt, um die Verkaufsgewinne mitzunehmen, die manchmal mehreren Jahren an Dividenden entsprechen.
Angesichts dieser Dilemmata ist es wichtig, diese Entscheidungen im Vorfeld getroffen zu haben, indem man einen Anlageplan erstellt. So wird das emotionale Element aus der Entscheidungsfindung herausgenommen. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass der Wert der Anlagen kurzfristig schwanken kann, aber dass solide Unternehmen langfristig in der Regel ihre Dividenden und Aktienkurse erhöhen. Der Anleger muss diese Entscheidung treffen.
Fehler #5: Steuern nicht berücksichtigen
Die Anlage in Dividenden ist von der ersten erhaltenen Dividende an steuerpflichtig. Wenn die Dividende auf dem Broker-Konto eingeht, will das Finanzamt seinen ‚Anteil am Kuchen‘.
In Bezug auf die Besteuerung von Dividenden in Deutschland:
- Für alle Dividendeneinkünfte gilt die Abgeltungssteuer von 25% plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer.
- Der Sparerpauschbetrag (Stand 2024: 1.000 Euro für Einzelpersonen, 2.000 Euro für gemeinsam veranlagte Ehepaare) kann genutzt werden, um einen Teil der Dividendenerträge steuerfrei zu halten.
- Bei ausländischen Dividenden kann es zu einer Quellensteuer kommen, die oft durch Doppelbesteuerungsabkommen reduziert wird.
Fehler #6: Das Portfolio nicht regelmäßig überprüfen
Im Rahmen des Anlageplans ist es wichtig, die Entwicklung der Unternehmen, in die man investiert hat, zu verfolgen und das Portfolio bei Bedarf anzupassen. Hier sind einige der wichtigsten Maßnahmen:
- Führen Sie ein Register über Aktienkäufe und -verkäufe, erhaltene Dividenden und die steuerlichen Auswirkungen auf das Portfolio.
- Bestimmen Sie, ob ein Unternehmen im Portfolio bleiben soll, indem Sie seine Finanzberichte aktualisieren.
- Diversifizieren Sie zwischen Aktien, um zu vermeiden, dass ein oder mehrere Unternehmen ein zu hohes Gewicht im Portfolio haben.
Fehler #7: Keinen Investitionsplan haben
Der Fehler, der alle anderen genannten Fehler umfasst: Investieren ohne einen klaren Plan im Kopf. Da diese Strategie viel Zeit und Geduld erfordert, ist es wichtig, kurz-, mittel- und langfristige Anlageziele, Anlagehorizonte und Risikomanagementstrategien festzulegen.
Kurzfristige Ziele helfen, die Motivation zur Fortsetzung der Strategie aufrechtzuerhalten. Mittelfristige Ziele ermöglichen es, die Entwicklung des Portfolios zu messen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, falls sich die Strategie nicht wie gewünscht entwickelt.
Wenn du noch keinen Anlageplan definiert hast, hier einige Tipps, wie dein Anlageplan aussehen sollte:
- Klare Ziele: Definiere deine finanziellen Ziele und den Zweck der Anlage klar.
- Zeithorizont: Bestimme, wie lange du bereit bist zu investieren, bevor du dein Geld zurückziehst.
- Risikotoleranz: Bewerte, wie viel Risiko du bei deinen Anlagen eingehen möchtest und passe dein Portfolio entsprechend an.
- Diversifikation: Verteile deine Anlagen auf verschiedene Vermögenswerte, um das Risiko zu reduzieren.
- Anlagestrategie: Erstelle einen spezifischen Aktionsplan für die Investition und Überwachung deiner Anlagen.
- Überprüfung und Anpassung: Lege einen regelmäßigen Prozess fest, um deinen Anlageplan zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen.
- Professionalität: Wenn du keine Erfahrung mit Anlagen hast, ziehe in Erwägung, professionelle Finanzberatung in Anspruch zu nehmen.
Das Wichtigste: Erstelle einen Plan, der zu deinem Anlegerprofil passt
Der Aufbau eines Anlageportfolios durch eigenständige Auswahl der Unternehmen erfordert nicht nur theoretisches Lernen, sondern auch Selbsterkenntnis.
Es ist normal und fast notwendig, Anlagefehler zu machen, sei es aufgrund mangelnder Finanzkenntnisse, Unterschätzung der Risikoaversion oder der Fähigkeit, mit Emotionen umzugehen, wenn der Markt heftig schwankt.
Um die meisten Fehler zu vermeiden, ist es am besten, einen Anlageplan zu erstellen, der mindestens Folgendes berücksichtigt:
- Anzahl der Unternehmen
- Gewichtung jedes Unternehmens
- Erwartete Rendite des Portfolios
- Wann ein Unternehmen ins Portfolio aufgenommen oder daraus entfernt werden sollte
- Und dann vor allem, und am wichtigsten, halte dich an den erstellten Plan 😉
Das sind die 7 Fehler, die jeder Anleger vermeiden sollte, wenn er mit der Dividendenanlage beginnt. Was denkst du? Würdest du noch weitere hinzufügen?
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