Nick Leeson und der Zusammenbruch der Barings Bank
Die Geschichte von Nick Leeson und der Barings Bank ist eine der bemerkenswertesten Erzählungen in der Finanzwelt. Sie zeigt, wie ein einzelner Händler eine der ältesten und angesehensten Banken Großbritanniens in den Ruin treiben konnte.
Wer war Nick Leeson?
Nicholas William Leeson, geboren am 25. Februar 1967 in Watford, England, war ein britischer Händler, der eine zentrale Rolle beim Zusammenbruch der Barings Bank im Jahr 1995 spielte. Er begann seine Karriere im Bankwesen und stieg schnell auf. Nach seinem Abschluss an der Parmiter’s School im Jahr 1985 arbeitete er zunächst im Privatkundengeschäft. 1989 trat er der Barings Bank bei, wo er bald eine Schlüsselrolle in den asiatischen Geschäften des Unternehmens übernahm.
Die Barings Bank: Eine Institution mit Geschichte
Die Barings Bank, gegründet 1762, war die älteste Handelsbank Großbritanniens. Ursprünglich als „John and Francis Company“ gegründet, änderte sie 1806 ihren Namen in „Barings Brothers & Co“. Zu ihren bemerkenswerten Geschäften gehörten:
- Die Finanzierung des Louisiana-Kaufs während des Krieges zwischen Großbritannien und Frankreich im Jahr 1802.
- Die Unterstützung des napoleonischen Feldzugs.
- Die Rettung der Bank während der Überschuldungskrise von Uruguay und Argentinien.
Sogar die britische Königsfamilie und Königin Elizabeth II. unterhielten Konten bei Barings.
Nick Leesons verhängnisvoller Weg
1992 wurde Leeson nach Singapur entsandt, um das Handelsgeschäft an der Singapore International Monetary Exchange (SIMEX) aufzubauen. Er hatte die ungewöhnliche Doppelrolle des Chief Trader und des Leiters des Back Office inne, was ihm ermöglichte, riskante Geschäfte zu verbergen.
Um Verluste zu verschleiern, eröffnete er das berüchtigte „Konto 88888“. Dieses Konto nutzte er, um nicht genehmigte Spekulationen und Verluste zu verbergen. Leeson begann mit dem Handel von Nikkei-Futures und erhöhte schrittweise den Hebel seiner Positionen.
Das Kobe-Erdbeben und der endgültige Zusammenbruch
Das Erdbeben in Kobe am 17. Januar 1995 löste massive Marktschwankungen aus. Der Nikkei-Index und der japanische Yen stürzten ab. Leeson sah darin eine Chance und ging enorme Risiken ein:
- Er kaufte massiv Nikkei-Futures, in der Erwartung einer schnellen Markterholung.
- Er verkaufte Millionen von Put-Optionen, um weitere Futures zu finanzieren.
- Seine Positionen machten zeitweise bis zu 50% des Nikkei-Futures-Marktes aus.
Seine Wetten gingen jedoch katastrophal schief, als die Bank of Japan (BOJ) beschloss, den Wiederaufbau durch Staatsanleihen zu finanzieren, anstatt den Markt zu stützen. Dies führte zu Verlusten von 827 Millionen Pfund – mehr als das Doppelte des verfügbaren Kapitals der Bank.
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Das Ende der Barings Bank
Am 23. Februar 1995 floh Leeson aus Singapur. Am 26. Februar 1995 wurde die Barings Bank für insolvent erklärt, nachdem Rettungsversuche der Bank of England gescheitert waren. Die Ereignisse im Überblick:
- Die niederländische Bank ING kaufte Barings für symbolische 1 Pfund und übernahm alle Verbindlichkeiten.
- Leeson wurde am Flughafen Frankfurt festgenommen und nach Singapur ausgeliefert.
- Er wurde zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er aufgrund einer Darmkrebsdiagnose nur vier absaß.
Nachwirkungen und Lehren
Der Fall Nick Leeson und der Zusammenbruch der Barings Bank hatten weitreichende Folgen:
- Er führte zu verstärkten Regulierungen im Finanzsektor, insbesondere bei der Trennung von Handels- und Back-Office-Funktionen.
- Das Risikomanagement in Banken wurde grundlegend überdacht und verbessert.
- Der Fall diente als Warnung vor den Gefahren unkontrollierter Spekulationen und mangelnder interner Kontrollen.
Nick Leesons Leben nach dem Skandal
Nick Leeson schrieb seine Autobiografie „Rogue Trader“, die später verfilmt wurde und seine Geschichte und die Ereignisse rund um den Zusammenbruch der Barings Bank detailliert darstellt. Er hält weltweit Vorträge über Risikomanagement und Unternehmensethik und nutzt seine Erfahrungen, um Unternehmen und Einzelpersonen über die Bedeutung von Transparenz und verantwortungsbewusstem Handeln im Finanzsektor zu informieren.
Von 2005 bis 2011 war er CEO des irischen Fußballclubs Galway United, wo er versuchte, seine Karriere neu zu starten und dem Verein zu helfen, sich in der irischen Fußballliga zu etablieren.
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Fazit
Die Geschichte von Nick Leeson und der Barings Bank bleibt eine wichtige Lektion in der Finanzwelt. Sie unterstreicht die Bedeutung von Risikomanagement, ethischem Handeln und effektiver Unternehmensführung im Bankwesen. Heute dient dieser Fall als Warnung und Lehrstück für Finanzinstitute weltweit und wird in Wirtschaftsschulen als Fallstudie gelehrt.