Latente Steuern: Ein umfassender Leitfaden für Unternehmen und Anleger

Latente Steuern sind ein wichtiger Bestandteil der Bilanzierung und Steuerplanung, insbesondere für Unternehmen. Sie entstehen durch temporäre Differenzen zwischen dem handelsrechtlichen Jahresabschluss und der Steuerbilanz. Diese Differenzen können sowohl zu steuerlichen Vorteilen als auch zu Nachteilen in zukünftigen Perioden führen.

In diesem Artikel wirst du lernen, wie latente Steuern in Deutschland funktionieren, welche Arten von temporären Differenzen es gibt, wie du sie in der Bilanz ausweist und wie du sie in deiner Steuerplanung berücksichtigen kannst.

Das Wichtigste in Kürze

ThemaRegelung
AnsatzTemporäre Differenzen führen zu latenten Steuern
BewertungBewertung auf Basis des aktuellen Steuersatzes
Ausweis in der BilanzLatente Steuerverbindlichkeiten und -forderungen getrennt ausweisen
HGB§ 274 HGB: Ansatz und Bewertung latenter Steuern
IFRSIAS 12: Detaillierte Vorschriften zur Bilanzierung latenter Steuern

Was sind latente Steuern?

Latente Steuern sind Steuern, die aufgrund von Unterschieden zwischen der handelsrechtlichen und der steuerlichen Gewinnermittlung in zukünftigen Perioden entstehen. Diese Unterschiede resultieren aus unterschiedlichen Ansatz- und Bewertungsvorschriften in der Handelsbilanz und der Steuerbilanz. Latente Steuern werden in der Bilanz entweder als latente Steuerverbindlichkeiten (künftige Steuerzahlungen) oder als latente Steuerforderungen (künftige Steuerentlastungen) ausgewiesen.

Arten von temporären Differenzen

Temporäre Differenzen

Temporäre Differenzen entstehen, wenn der buchhalterische Wert eines Vermögenswertes oder einer Verbindlichkeit in der Handelsbilanz von seinem steuerlichen Wert abweicht. Diese Differenzen gleichen sich in zukünftigen Perioden wieder aus. Temporäre Differenzen können entweder zu latenten Steuerverbindlichkeiten oder zu latenten Steuerforderungen führen.

Beispiel:

Ein Unternehmen aktiviert in der Handelsbilanz Entwicklungskosten, die steuerlich sofort als Aufwand abgezogen werden. Dies führt zu einer temporären Differenz, da der Buchwert in der Handelsbilanz höher ist als der steuerliche Wert.

Permanente Differenzen

Permanente Differenzen entstehen durch Geschäftsvorfälle, die nur in der Handelsbilanz oder nur in der Steuerbilanz berücksichtigt werden. Permanente Differenzen führen nicht zu latenten Steuern, da sie sich in zukünftigen Perioden nicht ausgleichen.

Beispiel:

Nicht abzugsfähige Bewirtungskosten führen zu einer permanenten Differenz, da sie in der Handelsbilanz als Aufwand erfasst, steuerlich jedoch nicht anerkannt werden.


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Bilanzierung latenter Steuern

Ansatz latenter Steuern

Latente Steuern werden bilanziert, um die steuerlichen Auswirkungen temporärer Differenzen abzubilden. Der Ansatz latenter Steuern erfolgt gemäß den Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB) und der International Financial Reporting Standards (IFRS).

HGB

Nach § 274 HGB sind latente Steuern in der Bilanz anzusetzen, wenn es wahrscheinlich ist, dass die temporären Differenzen in zukünftigen Perioden zu Steuerzahlungen oder Steuerentlastungen führen. Dies gilt sowohl für latente Steuerverbindlichkeiten als auch für latente Steuerforderungen.

IFRS

Nach IAS 12 sind latente Steuern ebenfalls zu bilanzieren, wobei die Vorschriften detaillierter und umfassender sind als nach HGB. Insbesondere sind sämtliche temporären Differenzen zu berücksichtigen, unabhängig davon, ob sie zu einer Steuerverbindlichkeit oder einer Steuerforderung führen.

Bewertung latenter Steuern

Die Bewertung latenter Steuern erfolgt auf Basis der erwarteten Steuerbelastung in der zukünftigen Periode, in der die temporären Differenzen voraussichtlich ausgeglichen werden. Dies bedeutet, dass der aktuelle Steuersatz auf die temporären Differenzen angewendet wird.

Beispiel:

Ein Unternehmen hat eine temporäre Differenz von 10.000 Euro und der aktuelle Steuersatz beträgt 30 %. Die latente Steuerverbindlichkeit beträgt somit 3.000 Euro (10.000 Euro * 30 %).

Ausweis in der Bilanz

Latente Steuern werden in der Bilanz getrennt von den tatsächlichen Steuerverbindlichkeiten und -forderungen ausgewiesen. Latente Steuerverbindlichkeiten werden auf der Passivseite der Bilanz unter den langfristigen Verbindlichkeiten erfasst, während latente Steuerforderungen auf der Aktivseite unter den langfristigen Vermögenswerten ausgewiesen werden.

Auswirkungen auf die Steuerplanung

Steuerliche Optimierung

Die Bilanzierung latenter Steuern ermöglicht eine bessere Steuerplanung und -optimierung, da Unternehmen frühzeitig die steuerlichen Auswirkungen temporärer Differenzen erkennen und steuern können. Dies hilft, die Steuerlast zu minimieren und die Liquidität zu verbessern.

Steuerliche Risiken

Gleichzeitig müssen Unternehmen die steuerlichen Risiken im Zusammenhang mit latenten Steuern im Blick behalten. Änderungen der Steuergesetzgebung oder der Steuersätze können die Bewertung latenter Steuern beeinflussen und zu unerwarteten Steuerbelastungen führen.

Dokumentation und Nachweise

Eine sorgfältige Dokumentation der temporären Differenzen und der daraus resultierenden latenten Steuern ist entscheidend, um die Bilanzierung und Bewertung nachvollziehbar zu gestalten und im Falle einer Steuerprüfung alle erforderlichen Nachweise vorlegen zu können.

Fazit

Latente Steuern sind ein komplexes, aber wichtiges Thema in der Bilanzierung und Steuerplanung. Sie ermöglichen es Unternehmen, die steuerlichen Auswirkungen temporärer Differenzen zu erkennen und zu steuern. Durch eine sorgfältige Dokumentation und Bewertung sowie die Nutzung der Vorschriften nach HGB und IFRS können Unternehmen ihre Steuerlast optimieren und steuerliche Risiken minimieren.

Empfehlung: Achte darauf, alle temporären Differenzen und die daraus resultierenden latenten Steuern sorgfältig zu dokumentieren und bei Unsicherheiten einen Steuerberater zu konsultieren. Nutze die Bilanzierung latenter Steuern, um deine Steuerplanung zu optimieren und steuerliche Risiken zu minimieren.

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