Gordon-Saphiro-Modell zur Aktienbewertung

Das Gordon-Saphiro-Modell kann bei der Aktienbewertung angewendet werden, da es sich um eine Unternehmensbewertungsmethode handelt, die aufgrund der Einfachheit der Berechnungen schnell angewendet werden kann. Lassen Sie uns gemeinsam die Formel des Gordon-Saphiro-Modells, seine Anwendung und die damit verbundenen Probleme analysieren.

Das Gordon-Saphiro-Modell, auch bekannt als Dividendendiskontierungsmodell, ist eine klassische Methode zur Unternehmensbewertung. Entwickelt von den Ökonomen Myron J. Gordon und Eli Shapiro, basiert dieses Modell auf der Annahme, dass der Wert eines Unternehmens durch den Barwert seiner zukünftigen Dividenden bestimmt wird. Es bietet somit eine alternative Möglichkeit, den inneren Wert einer Aktie zu schätzen und Investoren bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.

Funktionsweise des Gordon-Saphiro-Modells

Das Modell nutzt eine relativ einfache Formel zur Berechnung des Aktienwerts:

V = [D * (1 + g)] / (k – g)

  • V: Wert des Unternehmens, d.h. der Preis, zu dem die Aktie gemäß dem Modell gehandelt werden sollte
  • D: Dividende, die im nächsten Jahr erwartet wird
  • k: Kapitalkosten, auch als erwartete Rendite der Investoren bezeichnet
  • g: jährliche Wachstumsrate der Dividenden

Beispiel für die Berechnung

Angenommen, ein Unternehmen zahlt eine Dividende von 2 EUR pro Aktie, und man geht davon aus, dass die Dividenden jährlich um 5 % steigen. Die erwartete Rendite der Investoren beträgt 10 %.

In diesem Fall ergibt sich der Wert der Aktie nach dem Gordon-Saphiro-Modell wie folgt:

V = [2 * (1 + 0,05)] / (0,10 – 0,05) = 2,10 / 0,05 = 42 EUR

Das bedeutet, dass die Aktie gemäß dem Gordon-Saphiro-Modell einen fairen Preis von 42 EUR hat.

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Vorteile des Gordon-Saphiro-Modells

Der größte Vorteil dieses Modells ist seine Einfachheit. Investoren benötigen nur wenige Informationen, um eine schnelle Schätzung des Aktienwerts zu erhalten: die aktuelle Dividende, die Wachstumsrate der Dividenden und die erwarteten Kapitalkosten. Dies macht es zu einem nützlichen Werkzeug für Anleger, die den Wert von Dividenden zahlenden Unternehmen bewerten möchten.

Weitere Vorteile:

  • Es liefert eine klare und greifbare Grundlage für die Bewertung von Unternehmen, insbesondere von reifen Unternehmen mit stabilen Dividenden.
  • Das Modell fördert langfristiges Denken, da es auf der Annahme basiert, dass das Unternehmen über einen längeren Zeitraum hinweg stabile Dividenden zahlt.

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Einschränkungen und mögliche Probleme

Obwohl das Modell einfach ist, gibt es einige Einschränkungen:

1. Sensitivität der Berechnung

Das Ergebnis ist äußerst sensibel gegenüber Änderungen von k (Kapitalkosten) und g (Wachstumsrate). Wenn beispielsweise die Kapitalkosten nahe an der Wachstumsrate liegen, kann der Nenner sehr klein werden, was zu einer ungenauen Schätzung führt.

2. Schätzung der Wachstumsrate

Die Schätzung der zukünftigen Dividendenwachstumsrate ist oft schwierig, da die Zukunft eines Unternehmens unsicher ist. Ein zu optimistisches Wachstum kann zu überhöhten Bewertungen führen.

3. Anwendung auf wachsende Unternehmen

Das Modell eignet sich eher für reife Unternehmen mit stabilen Dividenden. Für junge Unternehmen oder solche, die ihre Gewinne reinvestieren, anstatt Dividenden zu zahlen, ist es weniger geeignet.

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Anwendung des Gordon-Saphiro-Modells in der Praxis

Berücksichtigung des Diskontsatzes

Der Diskontsatz kann auf verschiedene Arten berechnet werden, oft mithilfe des Capital Asset Pricing Model (CAPM). Dieser Wert repräsentiert die erwartete Rendite der Investoren und muss unter Berücksichtigung des Risikos der Investition festgelegt werden. In der Praxis werden häufig Abzinsungssätze zwischen 8 % und 10 % verwendet, abhängig von den Marktkonditionen.

Einflüsse von Inflation und Steuern

Ein weiterer Aspekt, der beachtet werden muss, ist die Inflation. Das Modell berücksichtigt nicht den Kaufkraftverlust durch steigende Lebenshaltungskosten. Dies ist besonders bei längeren Investitionshorizonten von Bedeutung.

Ebenso wirken sich Steuern auf die tatsächliche Rendite aus. Investoren sollten die Steuereffekte in ihre Berechnungen einfließen lassen, um ein realistischeres Bild zu erhalten.

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Anpassungen des Gordon-Saphiro-Modells

In einigen Fällen kann es notwendig sein, das Modell anzupassen, um den besonderen Umständen eines Unternehmens oder des Marktes gerecht zu werden. Hier sind einige Ansätze:

1. Verwendung von gleitenden Durchschnittswerten

Anstelle einer festen Dividendenwachstumsrate kann es sinnvoll sein, einen gleitenden Durchschnitt der letzten Jahre zu verwenden, um kurzfristige Schwankungen auszugleichen.

2. Anpassung der Kapitalkosten

Für Unternehmen mit hoher Volatilität oder in schwankenden Märkten kann es ratsam sein, einen höheren Diskontsatz zu verwenden, um das zusätzliche Risiko zu berücksichtigen.

Gordon-Saphiro-Modell als nützliches Bewertungswerkzeug

Das Gordon-Saphiro-Modell ist eine wertvolle Methode zur Bewertung von Aktien, insbesondere bei etablierten, dividendenstarken Unternehmen. Seine Einfachheit und die Fokussierung auf Dividenden machen es zu einem beliebten Instrument für langfristige Investoren. Allerdings sollten Anleger sich der Einschränkungen bewusst sein und das Modell mit Bedacht anwenden. In Verbindung mit anderen Bewertungsansätzen und unter Berücksichtigung von Marktfaktoren kann das Modell eine solide Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen bieten.

Tabelle: Beispielhafte Berechnung mit verschiedenen Wachstumsraten und Kapitalkosten

Dividende (D)Wachstumsrate (g)Kapitalkosten (k)Berechneter Aktienwert (V)
2 EUR5 %10 %42 EUR
2 EUR3 %8 %50 EUR
1,5 EUR4 %9 %37,50 EUR

Zukünftige Entwicklungen und Trends (Stand 2024)

Mit Blick auf die aktuellen Markttrends 2024 könnten neue Faktoren wie Klimawandel, Digitalisierung und geopolitische Unsicherheiten die Dividendenstrategien von Unternehmen beeinflussen. Es wird daher immer wichtiger, Marktfaktoren kontinuierlich zu beobachten und das Modell entsprechend anzupassen, um den sich verändernden Bedingungen gerecht zu werden.

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