Buffett-Indikator: Definition, Erklärung & wie er funktioniert
Hast du dich jemals gefragt, ob der Aktienmarkt gerade überbewertet oder unterbewertet ist? Und falls er überbewertet ist: Wo könnte der Tiefpunkt liegen, wenn es zu einer Korrektur kommt? Der Buffett-Indikator liefert interessante Hinweise darauf und wurde von keinem Geringeren als Warren Buffett selbst ins Leben gerufen.
Der Buffett-Indikator misst die Beziehung zwischen der gesamten Marktkapitalisierung eines Landes und dessen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Er gilt als ein einfaches, aber effektives Werkzeug, um die Bewertung eines Aktienmarktes zu beurteilen. In diesem Artikel erfährst du, wie der Indikator funktioniert, was er anzeigt und ob er dir bei Anlageentscheidungen helfen kann.
Was ist der Buffett-Indikator?
Der Buffett-Indikator ist ein Maßstab, der das Verhältnis zwischen der gesamten Börsenkapitalisierung eines Landes und dessen BIP abbildet. Dieses Verhältnis gibt an, ob ein Aktienmarkt im Vergleich zur Wirtschaftsleistung überbewertet oder unterbewertet ist.
Warren Buffett machte diesen Indikator in den frühen 2000er-Jahren bekannt, als er in einem Interview mit dem Magazin Fortune erklärte, dass er den Buffett-Indikator für eines der besten Instrumente halte, um die Bewertung von Aktienmärkten einzuschätzen. Ein prägnantes Zitat aus diesem Interview lautet:
„Wenn das Verhältnis in den Bereich von 70 % bis 80 % fällt, ist der Kauf von Aktien wahrscheinlich sehr profitabel. Steigt das Verhältnis hingegen auf 200 %, wie es 1999 und 2000 der Fall war, spielst du mit dem Feuer.“
Interessanterweise wurde der Indikator während der Dotcom-Blase populär, als die Aktienmärkte extrem überbewertet waren. Möglicherweise war es genau dieser Indikator, der Buffett davor bewahrte, Teil dieser Blase zu werden und enorme Verluste zu erleiden.
Wie berechnet man den Buffett-Indikator?
Die Berechnung des Buffett-Indikators ist denkbar einfach, sodass auch Einsteiger ihn problemlos anwenden können. Man teilt die gesamte Marktkapitalisierung eines Landes durch dessen BIP und multipliziert das Ergebnis mit 100.
Die Formel lautet:
Buffett-Indikator = (Gesamtmarktkapitalisierung / BIP) × 100
Dabei:
- Gesamtmarktkapitalisierung: Der Wert aller an der Börse gehandelten Unternehmen eines Landes.
- BIP: Die gesamte Wirtschaftsleistung eines Landes in einem bestimmten Zeitraum.
Ein wichtiger Hinweis: Es geht nicht um einzelne Indizes wie den S&P 500 oder den DAX, sondern um die Summe aller börsennotierten Unternehmen eines Landes.
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Was zeigt der Buffett-Indikator an?
Der Buffett-Indikator dient dazu, die Über- oder Unterbewertung eines Marktes zu identifizieren. Typische Schwellenwerte sind:
Bewertung | Buffett-Indikator (%) |
Unterbewertet | Unter 50 % |
Angemessen bewertet | 75 % bis 90 % |
Stark überbewertet | Über 115 % |
Ein Beispiel: Liegt der Buffett-Indikator bei 150 %, bedeutet dies, dass die Börsenkapitalisierung 1,5-mal so groß ist wie das BIP. Dies deutet auf eine Überbewertung hin.
Befindet sich der Indikator hingegen unter 75 %, könnte dies darauf hindeuten, dass der Aktienmarkt im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung unterbewertet ist – ein potenzieller Kaufzeitpunkt.
In Zeiten hoher Werte neigen Anleger oft dazu, eine Korrektur zu erwarten, da die Aktienkurse irgendwann mit den wirtschaftlichen Fundamentaldaten wie dem BIP oder den Unternehmensgewinnen übereinstimmen sollten.
Ist der Markt laut Buffett-Indikator teuer oder günstig?
Die große Frage lautet: Ist der Markt aktuell überbewertet oder unterbewertet? Derzeit liegt der Buffett-Indikator für die USA bei etwa 200 %. Das bedeutet, dass der Markt doppelt so groß ist wie die Wirtschaftsleistung des Landes – ein klares Zeichen für eine Überbewertung.
Allerdings könnte argumentiert werden, dass die ursprünglichen Schwellenwerte des Indikators veraltet sind. Seit der Finanzkrise 2008 befinden wir uns in einer Ära des „billigen Geldes“, das durch massive monetäre und fiskalische Anreize geschaffen wurde. Diese Entwicklungen könnten dazu führen, dass höhere Bewertungsniveaus langfristig akzeptabel erscheinen.
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Kann der Buffett-Indikator einen Börsentiefpunkt vorhersagen?
Im Falle eines Markteinbruchs kann der Buffett-Indikator dabei helfen, mögliche Tiefpunkte zu identifizieren. Die Schätzungen hängen von der Tiefe der Korrektur ab:
Schätzung | Buffett-Indikator (%) | Beschreibung |
Moderate Korrektur | 80 % bis 90 % | Der Markt kehrt auf ein angemessenes Bewertungsniveau zurück. |
Mittlere Korrektur | 60 % bis 70 % | Tiefere Einbrüche, oft begleitet von Rezessionen. |
Historischer Einbruch | 30 % bis 50 % | Vergleichbar mit dem Börsencrash von 1929 oder anderen großen Krisen. |
Diese Werte sind allerdings keine exakten Prognosen, sondern Orientierungshilfen.
Ist der Buffett-Indikator zuverlässig?
Kein Indikator ist fehlerfrei, und das gilt auch für den Buffett-Indikator. Er liefert zwar wertvolle Einblicke, sollte jedoch mit anderen Bewertungskennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) kombiniert werden.
Beispielsweise liegt das aktuelle KGV des S&P 500 bei 27, während der historische Durchschnitt bei etwa 18 liegt. Dies deutet ebenfalls auf eine Überbewertung hin, allerdings weniger extrem als der Buffett-Indikator.
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Fazit
Der Buffett-Indikator ist ein nützliches Werkzeug, um die Bewertung eines Aktienmarktes in Relation zur Wirtschaftsleistung zu beurteilen. Er zeigt Übertreibungen auf und hilft Anlegern, potenzielle Risiken zu erkennen.
Während er nicht allein für Investitionsentscheidungen herangezogen werden sollte, liefert er wertvolle Hinweise auf den Zustand eines Marktes – ob dieser von extremer Gier oder Angst getrieben wird. Nutze den Buffett-Indikator als Teil deiner Anlagestrategie, um fundierte Entscheidungen zu treffen!