Antizyklisch investieren: Ausführlicher Leitfaden
Viele machen an der Börse genau das, was sich richtig anfühlt – und genau das ist oft das Falsche. Wenn die Kurse steigen, steigt auch die Laune. Und wenn’s runtergeht? Panik, Ausstieg, Unsicherheit. Dabei sind genau diese Tiefphasen oft der beste Moment zum Einstieg. Klingt erstmal unlogisch – ist aber der Kern vom antizyklischen Investieren.
In diesem Beitrag geht es darum, warum sich diese Strategie 2025 besonders lohnen kann, wie sie funktioniert – und was man dabei im Blick behalten sollte.
Was steckt hinter antizyklischem Investieren?
Antizyklisch investieren heisst, gegen den Strom zu schwimmen. Wenn andere verkaufen, schaut man sich genau hin – und findet vielleicht gerade dann interessante Einstiegsmöglichkeiten. Und wenn alle euphorisch kaufen, bleibt man kritisch.
Der Begriff „antizyklisch“ stammt aus der Konjunkturtheorie und beschreibt eine Handlung, die dem vorherrschenden Trend entgegengesetzt ist. Auf das Investieren bezogen heisst das: Man kauft, wenn andere verkaufen – und verkauft, wenn andere euphorisch kaufen.
Dieser Ansatz basiert auf dem Prinzip, dass Märkte oft übertreiben – nach oben wie nach unten. Wer Geduld hat und nicht in Panik verfällt, kann solche Übertreibungen für sich nutzen.
Warum gerade 2025 interessant ist
In einfachen Worten: Sie handeln nicht mit dem Markt, sondern entgegen dem Markt. Wenn alle in eine Richtung laufen – zum Beispiel raus aus Aktien –, halten Sie inne und prüfen: Ist der Ausverkauf übertrieben? Gibt es Werte, die unterbewertet sind, obwohl sie solide aufgestellt sind?
2025 bringt viele Unsicherheiten mit sich: wirtschaftliche Abschwächung in manchen Regionen, hohe Zinsen, politische Spannungen – aber auch neue Chancen durch Innovationen und mögliche geldpolitische Wenden.
Während viele Anleger abwarten oder hektisch reagieren, können ruhige Köpfe gezielt nach unterbewerteten Chancen suchen. Typische Beispiele:
- Technologieunternehmen, die stark gefallen sind, obwohl sie langfristig weiter wachsen
- Industriewerte, die aktuell unter der Konjunktur leiden, aber solide aufgestellt sind
- Rohstoff- oder Energieunternehmen, die nach Hype-Phasen wieder günstiger geworden sind
Was macht antizyklisches Investieren so herausfordernd?
Ganz ehrlich: Es ist nicht einfach. Wenn alle um einen herum nervös sind, ist es schwer, ruhig zu bleiben. Der Impuls zu verkaufen oder nichts zu tun, ist stark. Und genau deshalb ist diese Strategie nicht für jeden.
Man braucht einen klaren Blick, gute Informationen – und manchmal auch einfach Geduld. Denn oft dauert es eine Weile, bis sich ein Investment wieder erholt und das Potenzial sichtbar wird.
Drei Beispiele für antizyklische Chancen 2025
1. Technologieaktien – unterschätzt, nicht wertlos
Nach dem extremen Hype in den Jahren 2020 und 2021 hat sich bei vielen Tech-Unternehmen Ernüchterung breitgemacht. Ab 2022 ging’s für zahlreiche Titel steil bergab – teils aus guten Gründen, teils aber auch, weil der ganze Sektor pauschal unter Druck geraten ist. Auch 2025 stehen viele dieser Firmen noch im Schatten der Zinswende oder unter Generalverdacht, überbewertet zu sein.
Doch schaut man genauer hin, zeigt sich: Manche dieser Unternehmen sind in richtig guter Verfassung. Sie schreiben solide Gewinne, haben starke Margen und bieten Produkte oder Dienstleistungen, die in den nächsten zehn Jahren gefragt bleiben – egal wie die Konjunktur läuft.
Wer hier nicht nur die letzten Quartalszahlen anschaut, sondern das grössere Bild betrachtet, findet womöglich Chancen, die gerade kaum jemand auf dem Schirm hat.
2. Industrie & Zykliker – schwach im Kurs, aber nicht im Kern
Branchen wie Maschinenbau, Chemie oder klassische Industrie werden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oft zuerst abgestraft – das war schon immer so. Auch 2025 ist das nicht anders: Viele dieser Unternehmen berichten von schwächerer Nachfrage, vorsichtigen Kund:innen und ausbleibenden Investitionen.
Die Börse hat darauf längst reagiert. Viele Kurse sind bereits gefallen – zum Teil deutlich stärker, als es die reale Lage rechtfertigt. Natürlich: Es gibt Probleme, keine Frage. Aber bei einigen Titeln wirkt der Pessimismus übertrieben.
Wer davon überzeugt ist, dass sich die Konjunktur in den kommenden Quartalen fangen wird, könnte hier antizyklisch Positionen aufbauen – bevor die breite Masse wieder einsteigt.
3. Emerging Markets – mehr als nur Risiko
Schwellenländer hatten lange den Ruf, die Wachstumstreiber der globalen Wirtschaft zu sein. In den letzten Jahren allerdings ist es still geworden um sie. Politische Krisen, Währungsrisiken und hohe Staatsverschuldung haben viele Anleger:innen abgeschreckt.
Doch wer genauer hinschaut, sieht: Nicht alle Märkte sind gleich. Einige Länder haben Reformen angestossen, stabile Regierungen – und Unternehmen mit echtem Potenzial. Besonders spannend: Regionen, die vom globalen Umbau in Richtung Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Rohstoffversorgung profitieren könnten.
Gerade weil viele Investierende aktuell noch zögern, könnten antizyklisch denkende Investor:innen hier früh dabei sein – mit entsprechendem Risikobewusstsein natürlich.
Ein Blick zurück zeigt: Es lohnt sich
Geschichte wiederholt sich nicht – aber sie reimt sich. Wer 2008 mitten in der Finanzkrise Aktien von Banken oder Industrieunternehmen gekauft hat, konnte in den Folgejahren teils dreistellige Renditen erzielen.
Auch 2020, während des Corona-Crashs, hatten viele Investoren Angst. Doch wer damals Tech-Giganten oder solide Konsumwerte kaufte, profitierte bereits 2021 enorm.
Der Schlüssel: Geduld und der Mut, sich gegen die Mehrheit zu stellen.
Fazit: Jetzt gegen den Strom denken?
Antizyklisches Investieren ist keine Garantie für Erfolg – aber eine Strategie, die langfristig überzeugen kann. Gerade in einem Jahr wie 2025, das von Unsicherheiten, Stimmungsumschwüngen und grossen Unterschieden in der Bewertung von Branchen geprägt ist, lohnt sich der Blick abseits der Masse.
Wer bereit ist, ruhig zu bleiben, wenn andere hektisch handeln, und wer die nötige Geduld mitbringt, kann genau dann investieren, wenn der Markt die grössten Chancen bietet.
Oder wie Börsenlegende Warren Buffett sagt:
„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind – und gierig, wenn andere ängstlich sind.“