Sofortige Rendite (IRR) berechnen: Definition, Formel und Beispiel für den deutschen Markt

Die Analyse von Renditen ist ein zentrales Element jeder Anlageentscheidung – ganz gleich, ob Sie in Staatsanleihen, Die sogenannte sofortige Rendite wird m Englischen als Immediate Rate of Return (IRR) bezeichnet. In diesem Artikel erfahren Sie, was die sofortige Rendite genau ist, wie sie sich von anderen Renditekennzahlen unterscheidet, wie Sie sie berechnen können und warum sie im deutschen Anleihemarkt besonders für bestimmte Strategien eine Rolle spielt. Wir liefern Ihnen ein praxisnahes Beispiel, gehen auf Vorteile und Schwächen ein und erklären, wie Sie die IRR als schnelles Entscheidungsinstrument sinnvoll einsetzen.

sofortige Rendite

Was bedeutet „sofortige Rendite“ eigentlich?

Die sofortige Rendite – im Englischen Immediate Rate of Return (IRR) – zeigt Ihnen, wie viel laufende Verzinsung Sie pro Jahr bekommen, ausschließlich über die Kuponzahlungen. Dabei wird der aktuelle Marktpreis der Anleihe ins Verhältnis zum jährlichen Kupon gesetzt. Was Sie am Ende der Laufzeit zurückbekommen, also die Rückzahlung des Nominalwerts, bleibt komplett außen vor.

Anders gesagt: Mit der IRR sehen Sie auf einen Blick, wie viel die Anleihe allein durch die jährlichen Zinszahlungen bringt – unabhängig davon, wie lange sie noch läuft oder zu welchem Preis sie gerade am Markt gehandelt wird (ob über, unter oder genau zum Nennwert). Diese Kennzahl hilft Ihnen also vor allem dann, wenn Sie sich einen schnellen Überblick über die laufenden Erträge verschaffen möchten.

Warum ist die IRR für Sie als Anleger interessant?

Die sofortige Rendite hilft Ihnen dabei, schnell einzuschätzen, wie viel Ertrag eine Anleihe im laufenden Jahr tatsächlich bringt – und das ohne komplexe Rechnungen oder Prognosen zur Endfälligkeit. Besonders praktisch ist das, wenn Sie zum Beispiel:

  • nur für einen überschaubaren Zeitraum investieren möchten,
  • Wert auf regelmäßige Zinszahlungen legen,
  • oder mehrere Anleihen miteinander vergleichen und eine erste Auswahl treffen wollen.

Gerade bei Papieren, die unter dem Nennwert notieren, kann die IRR deutlich höher ausfallen als der angegebene Kupon. Das macht solche Anleihen besonders spannend, wenn Sie nur kurzfristig investieren möchten und trotzdem eine ordentliche laufende Verzinsung suchen.

So berechnen Sie die sofortige Rendite

Die Berechnung der sofortigen Rendite ist erfreulich einfach. Sie brauchen dafür nur zwei Zahlen:
den jährlichen Kupon der Anleihe und ihren aktuellen Marktpreis – also den sogenannten Clean Price, also ohne aufgelaufene Zinsen.

Die Formel sieht so aus:

IRR=(CP)×100\text{IRR} = \left( \frac{C}{P} \right) \times 100IRR=(PC​)×100

Was bedeuten die einzelnen Bestandteile?

VariableBedeutung
CJährliche Kuponzahlung in Euro
PMarktpreis der Anleihe (Clean Price)

Ein kurzes Beispiel: Wenn eine Anleihe Ihnen 5 € Zinsen pro Jahr bringt und aktuell für 95 € am Markt gehandelt wird, dann beträgt die IRR:

(595)×100=5,26 %\left( \frac{5}{95} \right) \times 100 = 5,26\,\%(955​)×100=5,26%

Das zeigt Ihnen sofort, was Sie jetzt an laufendem Ertrag erwarten können – unabhängig davon, wie lange die Anleihe noch läuft oder zu welchem Kurs sie ursprünglich ausgegeben wurde.

Beispiel: IRR einer deutschen Unternehmensanleihe berechnen

Angenommen, Sie interessieren sich für den Kauf einer Unternehmensanleihe mit den folgenden Eckdaten:

MerkmalWert
Nennwert1.000 €
Marktpreis (Clean Price)950 €
Kuponzinssatz4,5 % p.a.
Kuponzahlungjährlich, also 45 €

Auf den ersten Blick erscheint der Kupon von 4,5 % eher durchschnittlich. Doch entscheidend ist nicht nur der Zinssatz, sondern auch der Preis, zu dem Sie die Anleihe erwerben. In diesem Fall zahlen Sie nur 950 €, erhalten aber weiterhin 45 € Zins pro Jahr. Das bedeutet, dass Ihre laufende Verzinsung – also die Rendite bezogen auf den tatsächlichen Kaufpreis – über dem Nominalzinssatz liegt.

Die sogenannte sofortige Rendite oder Current Yield lässt sich wie folgt berechnen:

IRR=(45950)×100=4,74%\text{IRR} = \left( \frac{45}{950} \right) \times 100 = 4{,}74 \%IRR=(95045​)×100=4,74%

Obwohl der Kuponzinssatz bei 4,5 % liegt, erzielen Sie durch den niedrigeren Kaufpreis eine effektiv höhere laufende Rendite von 4,74 %. Das ist ein einfacher, aber sehr nützlicher Vergleichswert, wenn Sie verschiedene Anleihen analysieren, insbesondere wenn diese über oder unter dem Nennwert gehandelt werden.

Die Grenzen der sofortigen Rendite

So hilfreich und unkompliziert die sofortige Rendite (auch „Current Yield“) auf den ersten Blick erscheint – sie hat einige wesentliche Schwächen, die Sie bei der Bewertung von Anleihen unbedingt im Hinterkopf behalten sollten.

1. Rückzahlung am Laufzeitende bleibt außen vor
Die sofortige Rendite betrachtet nur die laufenden Zinszahlungen im Verhältnis zum aktuellen Kurs. Was am Ende der Laufzeit passiert – ob Sie den vollen Nennwert von beispielsweise 1.000 € zurückerhalten oder nur 950 € – wird komplett ausgeklammert. Gewinne oder Verluste durch die Rückzahlung wirken sich also nicht auf diese Kennzahl aus.

2. Kein Zinseszinseffekt berücksichtigt
Ein weiterer Punkt: Die Rechnung geht davon aus, dass Sie die jährlichen Kuponzahlungen einfach „liegen lassen“. In der Realität legen viele Anleger diese Beträge aber wieder an – zu möglicherweise höheren oder niedrigeren Zinsen. Dieser sogenannte Wiederanlageeffekt findet bei der Berechnung der sofortigen Rendite keine Beachtung.

3. Laufzeit wird nicht differenziert
Egal ob die Anleihe in einem Jahr fällig wird oder erst in zehn – die sofortige Rendite bleibt gleich, solange Kupon und Kurs stimmen. Doch in Wirklichkeit machen solche Unterschiede einen großen Unterschied: Je länger die Restlaufzeit, desto höher das Zinsänderungsrisiko und die Volatilität. Diese Risiken blendet die Kennzahl vollständig aus.

IRR vs. YTM – wo liegen die Unterschiede?

Wenn Sie Anleihen vergleichen, stoßen Sie häufig auf zwei zentrale Kennzahlen: die sofortige Rendite (IRR) und die effektive Rendite bis zur Endfälligkeit (YTM). Beide sagen etwas über die Attraktivität einer Anleihe aus – allerdings auf ganz unterschiedliche Weise. Damit Sie besser einordnen können, wann welche Zahl sinnvoll ist, lohnt sich ein Blick auf die wichtigsten Unterschiede:

KriteriumSofortige Rendite (IRR)Endfälligkeitsrendite (YTM)
KuponzahlungenBerücksichtigtBerücksichtigt
Rückzahlung des NennwertsNicht berücksichtigtJa
WiederanlageeffekteNeinJa
AussagekraftMittelHoch
Komplexität der BerechnungNiedrigHoch (iterativ, ggf. Software notwendig)

Die YTM liefert Ihnen ein deutlich vollständigeres Bild, weil sie sämtliche Zahlungsströme bis zum Laufzeitende berücksichtigt – also Kupons, Rückzahlung und auch die Annahme, dass Sie die Zinsen zwischenzeitlich wieder anlegen können. Gerade wenn Sie langfristig investieren oder eine Anleihe bis zur Fälligkeit halten möchten, ist diese Kennzahl wesentlich aussagekräftiger.

Die sofortige Rendite hingegen ist einfacher zu berechnen und kann schnell helfen, den Überblick zu behalten – zum Beispiel beim Screening von Anleihen am Sekundärmarkt oder bei kurzfristigen Anlageentscheidungen. Sie zeigt Ihnen auf einen Blick, wie hoch die laufende Verzinsung gemessen am aktuellen Kaufpreis ist – mehr aber auch nicht.

Welche Rolle spielt die IRR auf dem deutschen Markt?

Gerade im institutionellen Bereich hat sich die sofortige Rendite (IRR) in Deutschland als eine gängige Orientierungsgröße etabliert. Große Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen oder auch Fondsmanager nutzen sie häufig als ersten Indikator, um Anleihen schnell einzuschätzen – vor allem, wenn viele Titel gleichzeitig analysiert werden müssen.

Bei privaten Anlegern kommt die IRR deutlich seltener zum Einsatz. Dabei kann sie auch hier wertvolle Dienste leisten, wenn man weiß, wie sie richtig zu interpretieren ist. Besonders bei Anleihen, die unter dem Nennwert gehandelt werden, liefert die Kennzahl auf einen Blick eine erste Einschätzung zur laufenden Verzinsung – also zur Frage: „Was bringt mir die Anleihe, bezogen auf den Preis, den ich tatsächlich zahle?“

Ein aktueller Bericht der Deutschen Bundesbank (2024) zeigt: Rund 20 % der gehandelten Unternehmensanleihen in Deutschland werden unter pari, also unter ihrem Nennwert, gehandelt. Genau in diesen Fällen gewinnt die IRR an Bedeutung – zum Beispiel, wenn Sie kurz vor einem Kupontermin über einen Kauf nachdenken und wissen möchten, ob sich der Einstieg noch lohnt.

Praxis-Tipps: So nutzen Sie die IRR sinnvoll

1. Verwenden Sie die IRR als ersten Filter
Wenn Sie ein größeres Anleiheportfolio durchsuchen, kann die interne Rendite (IRR) ein praktisches Hilfsmittel sein, um schnell potenziell interessante Titel herauszufiltern.

2. IRR bei kurzfristigen Strategien einsetzen
Planen Sie, eine Anleihe nur für wenige Monate zu halten? Dann kann die IRR bereits einen realistischen Eindruck davon vermitteln, mit welcher Ertragslage Sie rechnen können.

3. Den Clean Price im Blick behalten
Die Berechnung der IRR basiert auf dem sogenannten Clean Price – also dem Kurs ohne Stückzinsen. Kaufen Sie eine Anleihe kurz vor dem Kupontermin, sollten Sie zusätzlich den Dirty Price berücksichtigen, der die aufgelaufenen Zinsen mit einbezieht.

4. IRR nicht isoliert betrachten
Für eine fundierte Bewertung reicht die IRR allein nicht aus. Kombinieren Sie sie mit weiteren Kennzahlen wie der Yield to Maturity (YTM) und der Duration, um ein vollständiges Bild zu erhalten.

Fangen Sie jetzt an – aber mit einem regulierten Broker

Wenn Sie in Anleihen investieren möchten, sollten Sie unbedingt auf einen Broker setzen, der von der BaFin reguliert wird. So stellen Sie sicher, dass alle rechtlichen Standards eingehalten werden. Achten Sie dabei auf transparente Gebühren, eine intuitive Benutzeroberfläche und umfassende Produktinformationen. Das gibt Ihnen die nötige Sicherheit – und schafft beste Voraussetzungen für eine nachhaltige, renditestarke Anlagestrategie.

Fazit

Die sofortige Rendite (auch als IRR bezeichnet) bietet eine schnelle Orientierung darüber, welche laufenden Erträge eine Anleihe aktuell abwirft. Sie ist leicht zu berechnen und eignet sich gut als erste Kennzahl, um die Attraktivität einer Anleihe hinsichtlich ihres Kupons einzuschätzen – unabhängig vom Rückzahlungstermin oder der Zinsstruktur des Marktes.

Dennoch sollte die IRR nicht isoliert betrachtet werden. Um ein umfassenderes Bild der Renditechancen zu erhalten, empfiehlt sich ein Vergleich mit der Effektivverzinsung (Yield to Maturity, YTM) sowie eine Analyse der Restlaufzeit und Zinsentwicklung. Die IRR ist ein nützliches Werkzeug für den Einstieg in die Bewertung – die endgültige Anlageentscheidung sollte aber stets auf mehreren Faktoren basieren.

FAQ

Ist die sofortige Rendite identisch mit dem Kuponzins?

Nein, diese beiden Begriffe meinen nicht dasselbe – auch wenn sie auf den ersten Blick ähnlich klingen. Der Kuponzins bezieht sich auf den Nennwert der Anleihe und gibt an, wie viel Zins Sie regelmäßig ausgezahlt bekommen. Die sofortige Rendite – häufig auch als „Current Yield“ bezeichnet – richtet sich hingegen nach dem aktuellen Marktpreis der Anleihe. Wenn eine Anleihe unter dem Nennwert notiert, ist die sofortige Rendite meist höher als der Kuponzins, weil Sie für weniger Geld denselben Zinsbetrag erhalten. Dieser Unterschied ist entscheidend, um die tatsächliche Rentabilität einer Anleihe richtig einzuschätzen.

Wann ist es sinnvoll, sich auf die sofortige Rendite zu konzentrieren?

Die sofortige Rendite ist vor allem dann hilfreich, wenn Sie eine Anleihe nicht bis zur Endfälligkeit halten wollen, sondern zum Beispiel kurzfristig mit Kuponzahlungen arbeiten möchten. Auch beim Vergleich verschiedener Anleihen am Sekundärmarkt kann sie eine nützliche Kennzahl sein. Gerade wenn Sie wissen möchten, wie viel „laufende Rendite“ Sie für Ihr eingesetztes Kapital erwarten können – ohne sich direkt mit komplexen Zukunftsprognosen auseinanderzusetzen – ist sie ein schneller, transparenter Indikator.

Welche Schwächen hat die sofortige Rendite im Vergleich zur YTM (Yield to Maturity)?

Die sofortige Rendite ist zwar einfach zu berechnen, aber sie hat auch ihre Grenzen. Ein großer Nachteil: Sie berücksichtigt nicht die Rückzahlung des Nennwerts am Laufzeitende. Auch die Wiederanlage der Kuponzahlungen bleibt außen vor. Genau hier bietet die YTM (Rendite bis zur Fälligkeit) ein vollständigeres Bild. Sie zeigt, wie sich die Anleihe über die gesamte Laufzeit hinweg entwickelt – inklusive aller Zahlungsflüsse. Wenn Sie also langfristig planen oder eine realistische Gesamtrendite berechnen wollen, ist die YTM meist die bessere Wahl.

Wie lässt sich der aktuelle Marktpreis (Clean Price) einer Anleihe ermitteln?

Der aktuelle Marktpreis – also der Clean Price, ohne aufgelaufene Zinsen – ist ein zentraler Wert für jede Renditeberechnung. Diesen Preis finden Sie unter anderem auf den Webseiten großer Finanzdatenanbieter wie Bloomberg, Morningstar oder Reuters. Auch über Ihren Online-Broker oder direkt auf der Website der Börse Frankfurt lassen sich aktuelle Kurse abrufen. Der Clean Price hilft Ihnen nicht nur bei der Berechnung der sofortigen Rendite, sondern auch bei der Bewertung, ob eine Anleihe gerade über- oder unterbewertet ist.

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