Das Wichtigste in Kürze
- Einstieg in nachhaltiges Investieren: Aktien-Indexfonds (ETFs) bieten eine kostengünstige Option, um in ethisch und ökologisch verantwortliche Unternehmen zu investieren.
- Fokus auf verantwortungsbewusste Unternehmen: Solche ETFs investieren in internationale Großunternehmen, die strenge Kriterien hinsichtlich Umweltschutz, fairen Produktionsbedingungen und ethischer Unternehmensführung erfüllen. Firmen, die sich an Kinder- oder Zwangsarbeit beteiligen oder in der Waffenproduktion tätig sind, werden ausgeschlossen.
- Vorteile gegenüber anderen „grünen“ Investments: Im Vergleich zu anderen nachhaltigen Anlageformen weisen diese ETFs niedrigere Kosten auf und bergen ein geringeres Risiko.
Nachhaltige Investitionen: Ein neuer Trend mit wachsender Bedeutung
Umweltverschmutzung, marode Arbeitsbedingungen, Niedriglöhne und unlauterer Wettbewerb – viele Unternehmen scheinen bei der Gewinnmaximierung wenig Skrupel zu kennen. Im Gegenzug wächst das Bewusstsein der Anleger für die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Investments. Immer mehr Menschen hinterfragen die Praktiken der Firmen, an denen sie beteiligt sind, und setzen auf nachhaltige Geldanlagen. Doch welche wirklichen Vorteile bieten solche Investments?
Nachhaltige ETFs im Fokus
Nachhaltige ETFs zielen darauf ab, Anlegern eine Beteiligung an Unternehmen zu ermöglichen, die hohen ethischen und ökologischen Anforderungen genügen. Obwohl der Marktanteil nachhaltiger Anlageformen im Vergleich zum Gesamtmarkt noch relativ klein ist, wächst das Interesse stetig. Es zeigt sich jedoch, dass eine klare und einheitliche Definition nachhaltiger Geldanlagen fehlt, was die Auswahl für Anleger nicht gerade vereinfacht.
Ein breites Spektrum an Projekten, von der Unterstützung erneuerbarer Energieprojekte bis zur Aufforstung, fällt unter das Konzept der nachhaltigen Investitionen. Jedoch bergen solche direkten Investitionen oft ein hohes Risiko und sollten daher nicht im Zentrum einer gut diversifizierten Anlagestrategie stehen.
Stattdessen empfiehlt sich der Einstieg über breit aufgestellte ETFs, die in eine Vielzahl nachhaltig agierender Unternehmen investieren. Diese Form der Geldanlage bietet nicht nur eine Risikostreuung über verschiedene Branchen hinweg, sondern sichert das investierte Kapital durch Sondervermögen wirkungsvoll ab.
ETFs, die nachhaltige Indizes nachbilden, stellen einen kompromissvollen Mittelweg dar: sie richten sich nach ethischen Kriterien und bleiben dabei kosteneffizient. Langzeitstudien belegen die finanzielle Stabilität solcher Investments: Wer langfristig in den Weltaktienindex investiert hat, erlebte bislang keinen finanziellen Verlust.
Nachhaltigkeitskriterien: Wie funktioniert die Auswahl?
Manche Indizes und Fonds schließen bestimmte Unternehmen aus ethischen Gründen kategorisch aus – seien es Hersteller von Kriegswaffen, Unternehmen, die Kinderarbeit zulassen, oder Branchen wie Alkohol und Tabak.
Neben diesen absoluten Kriterien existieren relative Maßstäbe, um Unternehmen innerhalb einer Branche zu vergleichen und die „besten“ im Sinne von ethischen und ökologischen Standards zu selektieren, auch bekannt als „Best in Class“-Ansatz. Diese Methode ermöglicht es, auch in Bereichen zu investieren, die traditionell nicht als grün gelten, indem man die relativ nachhaltigsten Unternehmen bevorzugt.
Die Kombination aus absoluten und relativen Kriterien ermöglicht somit eine breitere und differenziertere Herangehensweise an nachhaltige Investments.
ESG-Kriterien als Bewertungsgrundlage
Das Auffinden von besonders nachhaltigen Unternehmen innerhalb eines Sektors stellt oft eine Herausforderung dar. Häufig sind spezialisierte Analystenteams oder Forschungsinstitutionen damit beauftragt, die Unternehmen anhand ökologischer, sozialer und auf gute Unternehmensführung bezogener Kriterien zu bewerten. Diese werden gemeinhin als ESG-Kriterien bezeichnet, wobei ESG für die englischen Termini Environment, Social und Governance steht.
Diskussionen rund um nachhaltige ETFs
Eine Herausforderung hierbei ist das Fehlen einheitlicher Standards, was es für Anleger schwierig machen kann, die zugrundeliegenden Auswahlkriterien der jeweiligen Aktien zu verstehen. Nachhaltigkeit ist häufig eng mit persönlichen Überzeugungen verknüpft, die variieren können. Während der Ausschluss von Kinderarbeit oder die Finanzierung von Streumunition weitgehend unstrittig sein mag, divergieren die Ansichten bei Themen wie grüner Gentechnologie oder Atomenergie deutlich. Impact Investing – die Absicht, mit Investitionsentscheidungen messbare Veränderungen herbeizuführen – erweist sich bei genauer Betrachtung als ein vielschichtiges Thema.
Selbst wenn man eindeutige Kriterien für „Nachhaltigkeit“ definiert hat, stellt sich die Frage: „Welche Unternehmen gelten als nachhaltig?“ Es muss im Einzelfall geprüft werden, ob ein Unternehmen die vorab definierten Kriterien erfüllt. Dies kann insbesondere bei weltweit agierenden Konzernen und angesichts einer Vielzahl relevanter Daten eine komplexe Aufgabe sein. Oft ist es nicht leicht zu erkennen, worin genau sich einzelne Fonds bei der Auswahl ihrer Aktien unterscheiden.
Die Diskussion um nachhaltige Anlagemöglichkeiten gewinnt zunehmend an Präsenz. Zum Abschluss dieses Überblicks wird auch der Unterschied zwischen Investitionen in herkömmliche und nachhaltige ETFs beleuchtet, um gängige Missverständnisse im Bereich des Impact Investings zu klären.
Rahmenbedingungen für nachhaltige ETFs
Kernpunkte zur Orientierung
- Die Machbarkeit, speziell nachhaltig agierende Unternehmen zu identifizieren, kann eine herausfordernde Aufgabe sein. Zur Unterstützung existieren Teams von Analysten sowie Forschungseinrichtungen, die Unternehmen nach umfassenden ökologischen, sozialen und Governance-Kriterien bewerten, bekannt unter dem Begriff ESG.
- Einheitliche Bestimmungen für nachhaltige Anlagen fehlen bislang, was die Transparenz für Anleger erschwert. Die Definition von Nachhaltigkeit variiert individuell, was die Bestimmung des „grünsten“ oder „nachhaltigsten“ ETFs kompliziert gestaltet.
Gründliche Marktbeobachtung
Im Rahmen der anfänglichen Sichtung des vielfältigen Angebots an nachhaltigen Aktienindizes wurde ein sorgfältiges Prüfverfahren angewandt, dessen Methodik näher beleuchtet wird. Zwei Indizes, die auch in der jüngsten Betrachtung positiv auffallen, zeichnen sich durch eine breite Streuung nach nachhaltigen Kriterien aus und inkludieren Unternehmen aus diversen Sektoren, Ländern und Währungen. Es handelt sich dabei um den MSCI World Socially Responsible Index (SRI) sowie den Dow Jones Sustainability Index World Enlarged.
Diese Indizes bilden die Basis für nachhaltige Indexfonds (ETFs), die für langfristige Anlagen als geeignet betrachtet werden. Die Auswahl dieser ETFs folgt im weiteren Verlauf.
Unterschiedliche Ansätze in der Indexauswahl
MSCI World Socially Responsible Index (SRI)
- Der Index greift auf rund 400 Unternehmen mit dem höchsten ESG-Ranking aus 23 Industrieländern zurück, basierend auf dem breiteren MSCI-World-Index, der etwa 1.500 Firmen umfasst.
- Eine Variante, der World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped, konzentriert sich zusätzlich auf Unternehmen mit einem niedrigen CO2-Fußabdruck, indem er die Präsenz großer Firmen im Index auf 5 Prozent deckelt.
- Die CO2-Emissionen dieser Indexvariante sind deutlich geringer als beim herkömmlichen MSCI World.
- Umstrittene Branchen wie Alkohol, Tabak und Waffen, werden ausgeschlossen. Der Anteil US-amerikanischer Aktien ist im Vergleich zum klassischen MSCI World etwas niedriger.
Dow Jones Sustainability Index World Enlarged
- Der Index umfasst rund 600 der weltweit nachhaltigsten Unternehmen, einschließlich der Schwellenländer.
- Grundlage der Auswahl ist ein detaillierter Fragebogen, der umfassende nachhaltige Kriterien abfragt.
- In diesem Index finden sich die 20 Prozent der ökonomisch stärksten Unternehmen jeder Branche, basierend auf ihrem Börsenwert. Auch hier sind umstrittene Sektoren nicht Teil des Index.
- Die Bewertung umfasst u.a. Details zu Unternehmensführung, Datenschutz, Mitarbeitersicherheit, CO2-Bilanz und die Überprüfung von Menschenrechtsverletzungen.
Zusammensetzung der nachhaltigen Indizes
Anhand einer Tabelle werden die zehn wichtigsten Aktien präsentiert, die in den hervorgehobenen Indizes gelistet sind, und mit ihrem Pendant im entsprechenden, nicht nachhaltig orientierten Index verglichen.
Industrieländer: Nachhaltiger und klassischer Index im Vergleich
Unternehmen | Gewicht | MSCI World | Gewicht |
Microsoft | 5,3 % | Apple | 4,5 % |
Tesla | 4,9 % | Microsoft | 3,7 % |
Nvidia | 3,2 % | Amazon | 2,0 % |
Home Depot | 2,4 % | Alphabet A | 1,3 % |
Coca Cola | 2,2 % | Alphabet C | 1,3 % |
Roche | 2,0 % | Tesla | 1,2 % |
Pepsico | 1,9 % | Unitedhealth | 1,0 % |
ASML Holding | 1,6 % | Johnson & Johnson | 1,0 % |
Novo Nordisk | 1,6 % | Nvidia | < 1 % |
Cisco | 1,5 % | Meta A (Facebook) | < 1 % |
Diese Tabelle zeigt einen Vergleich zwischen dem nachhaltigen Index „MSCI World SRI 5 %“ und dem traditionellen „MSCI World“, unter Angabe des jeweiligen Gewichts der Unternehmen im Index. Es wird deutlich, wie sich die Zusammensetzung der Indizes unterscheidet, basierend auf den nachhaltigen Kriterien des MSCI World SRI.
Nachhaltiger und klassischer All-Countries-Index im Vergleich
DJSI World Enlarged | Gewicht | MSCI All Countries World Index | Gewicht |
Microsoft | 10,0% | Apple | 4,2 % |
Alphabet C | 4,1 % | Microsoft | 3,3 % |
Nvidia | 2,9 % | Amazon | 2,2 % |
Unitedhealth | 2,4 % | Alphabet A | 1,3 % |
Taiwan Semiconductor | 1,9 % | Alphabet C | 1,2 % |
Visa | 1,7 % | Tesla | 1,1 % |
Bank of America | 1,5 % | Nvidia | < 1 % |
Mastercard | 1,5 % | Taiwan Semiconductor | < 1 % |
Roche | 1,4 % | Meta (Facebook) | < 1 % |
Abbvie | 1,4 % | Unitedhealth | < 1 % |
Es ist bemerkenswert, dass sich die Zusammensetzungen der nachhaltigen Indizes deutlich voneinander unterscheiden. Gemeinsam ist ihnen jedoch der Ausschluss einiger führender IT-Unternehmen (wie Apple und Facebook) sowie des Online-Händlers Amazon aus den nachhaltigen Indizes.
Insbesondere Facebook erhält aufgrund seines unternehmerischen Verhaltens eine niedrigere Bewertung von MSCI, obwohl das Unternehmen in Bezug auf seine Klimabilanz positiv bewertet wird. Ähnlich bewertet DJSI Facebook mit lediglich 14 von 100 möglichen Punkten.
Nachhaltige Indizes im Performance- und Schwankungsvergleich
Die beiden betrachteten nachhaltigen Indizes, der MSCI World SRI und der DJ Sustainability World Index Enlarged, umfassen jeweils eine geringere Anzahl an Aktien im Vergleich zu ihren herkömmlichen Entsprechungen. Dennoch zeigen Untersuchungen, dass sich die Volatilität der nachhaltigen Indizes im Fünf-Jahres-Zeitraum von 2017 bis 2021 nicht signifikant von der der klassischen Indizes unterscheidet.
Interessanterweise konnte der MSCI World SRI eine höhere jährliche Rendite erzielen als der MSCI World, mit 16,1% im Vergleich zu 13,3% pro Jahr. Der DJ Sustainability World Index Enlarged hingegen lag leicht hinter dem MSCI All Countries World Index, welcher auch Schwellenländer einbezieht (13,0% zu 12,7% pro Jahr).
Diese Erkenntnisse illustrieren, dass nachhaltige Investitionsmöglichkeiten in der Vergangenheit eine konkurrenzfähige oder sogar höhere Performance als traditionelle Anlagen ohne festgelegte Nachhaltigkeitskriterien erzielt haben. Weitere Einzelheiten und das Vorgehen bei der Untersuchung sind im entsprechenden Abschnitt detailliert dargelegt.
Auswahl nachhaltiger ETFs für verantwortungsvolle Investitionen
Drei ETFs, die aufgrund ihrer nachhaltigen Ausrichtung Aufmerksamkeit erregen, bieten eine interessante Option für Anleger mit einem Fokus auf ethische und ökologische Aspekte:
- Zwei ETFs der Marke UBS verfolgen den nachhaltigen MSCI World SRI Index und limitieren dabei den Anteil eines einzelnen Unternehmens auf maximal 5 Prozent. Für Anleger, die Dividenden bevorzugen, steht eine ausschüttende Variante zur Verfügung (ISIN: LU0629459743). Alternativ existiert eine thesaurierende Option (LU0950674332), welche die Dividenden reinvestiert.
- Ein weiterer empfehlenswerter ETF von iShares (IE00B57X3V84) orientiert sich am nachhaltig angepassten Dow Jones Sustainability Index World Enlarged, der bestimmte Branchen wie Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Waffen und Erwachsenenunterhaltung ausschließt.
Richtige ETF-Wahl treffen
Die UBS-ETFs (ausschüttend: LU0629459743, thesaurierend: LU0950674332) eignen sich für Investoren, die an einer nachhaltigen Alternative zum traditionellen MSCI World Index mit einem Fokus auf Industrieländer interessiert sind. Diese ETFs haben in den Jahren 2017 bis 2021 eine Rendite von 15,1 Prozent pro Jahr erbracht und replizieren somit effektiv die Performance des nachhaltigen Index.
Der iShares-ETF (IE00B57X3V84) wiederum ist eine Option für Anleger, die eine breitere geografische Diversifikation inklusive Schwellenländer anstreben und weniger Gewicht auf US-Aktien legen möchten. Dieser Fonds, der als nachhaltige Alternative zum MSCI All Countries World Index betrachtet werden kann, verzeichnete im gleichen Fünfjahreszeitraum eine jährliche Rendite von 12,5 Prozent. Ein weiterer Vorteil dieses ETFs ist die automatische Reinvestition der Dividenden, was ihn besonders für langfristig orientierte Anleger attraktiv macht. Zudem lässt sich dieser ETF häufig als Teil eines preiswerten Sparplans bei verschiedenen Banken finden.
In der Gesamtschau bieten diese ETFs eine solide Basis für nachhaltig orientierte Anleger, die auf der Suche nach verantwortungsvollen und zugleich rentablen Anlagemöglichkeiten sind.
Erwerb und Verwahrung empfohlener ETFs
Für den Erwerb und die sichere Aufbewahrung von ETFs ist ein Wertpapierdepot unerlässlich. Dieses lässt sich problemlos online eröffnen. Es ist ratsam, ein Depot auszuwählen, das für seine günstigen Konditionen bekannt ist.
Beim Investieren hast Du die Option, entweder eine bestimmte Geldsumme auf einmal anzulegen oder Dich für regelmäßige Investitionen zu entscheiden. Beide Vorgehensweisen lassen sich auch gut miteinander kombinieren, um die Vorteile beider Strategien zu nutzen. Ein Sparplan könnte beispielsweise monatlich 100 Euro in den gewählten ETF investieren. Gleichzeitig besteht jederzeit die Möglichkeit, die Investitionssumme zu erhöhen, zu verringern oder den Sparplan komplett zu beenden. Unabhängig von der gewählten Methode ist Kontinuität ausschlaggebend. Es hat sich gezeigt, dass Anleger, die ihr Investment mindestens 15 Jahre lang durchhalten, historisch immer eine ausgeglichene oder positive Rendite erzielt haben, trotz der Schwankungen am Kapitalmarkt.
Um einen Überblick über die verfügbaren ETFs bei unterschiedlichen Anbietern sowie die jeweiligen Gebühren für Sparpläne und Einmalanlagen zu erhalten, kann ein ETF-Rechner herangezogen werden. Dieses Tool kann ebenso anzeigen, welche ETFs nachhaltig ausgerichtet sind.
Hinterfragung von Öko-Aktienfonds und speziellen Kapitalanlagen
Bei der Erkundung nachhaltiger Geldanlageoptionen trifft man oft auf aktiv gemanagte Ökofonds und direkte Investitionen in Nachhaltigkeitsprojekte wie Windparks oder Wälder. Trotz ihrer Popularität weisen beide Anlageformen spezifische Nachteile auf, die bedacht werden sollten:
Aktiv gemanagte Öko-Aktienfonds
Diese Fonds setzen auf einen Fondsmanager, der aus einem Pool von Unternehmen diejenigen auswählt, die er als nachhaltig erachtet. Allerdings bieten diese aktiv gemanagten Fonds keinen Garant für eine überlegene Anlagestrategie im Vergleich zur Nachbildung eines nachhaltigen Aktienindex.
Ein wesentlicher Nachteil ist die Kostenstruktur: Aktiv gemanagte Fonds verzeichnen höhere laufende Verwaltungsgebühren (bis zu 2,5 Prozent jährlich) gegenüber ETFs auf Aktienindizes, die normalerweise Gebühren zwischen 0,2 und 0,5 Prozent jährlich erheben. Zusätzlich kann bei Erwerb über bestimmte Vertriebswege ein Ausgabeaufschlag anfallen, der die Einstiegskosten weiter erhöht.
Langfristig ist es zweifelhaft, ob ein Ökofonds bessere Ergebnisse erzielt als ein vergleichbarer nachhaltiger Marktindex. Zwar gab es Fälle, in denen spezifische Ökofonds kurzfristig einen Marktindex übertrafen, jedoch blieben sie in langfristigen Vergleichen hinter den Erwartungen zurück. Die Definition von Nachhaltigkeit variiert zudem erheblich unter den Fonds, was ein zusätzliches Maß an Komplexität für interessierte Anleger einführt.
Die starke Selektion mancher Fonds kann ebenfalls problematisch sein, da eine zu extreme Eingrenzung auf wenige Aktien oder Branchen das Risiko erhöht. Erschwerend kommt hinzu, dass eine handvoll schwächelnder Aktien nicht durch andere ausgeglichen werden können, was die Anfälligkeit für Schwankungen erhöht.
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Direktinvestitionen in Nachhaltigkeitsprojekte
Direkte Beteiligungen an spezifischen Projekten wie Windparks können attraktiv erscheinen, bergen jedoch ebenfalls Risiken. Im Vergleich zu breit diversifizierten Anlagen in Aktienfonds oder ETFs sind solche Direktinvestitionen oft schwerer zu bewerten und können eine höhere Volatilität und geringere Liquidität aufweisen.
Vergleich ausgewählter Ökofonds und ihrer Merkmale (2017 bis 2021)
Fondsname | Zusammensetzung | Wertentwicklung in % p.a. | Aus 10.000 € wurden nach Kosten, in € | Investiertes Vermögen in Mio. € |
Ökoworld Ökovision Classic (LU0061928585) | 90 Aktien weltweit, basierend auf strikten ESG-Kriterien; Auswahl durch Analyseabteilung und Anlageausschuss | 12,2 | 16.908 | 2.069,1 |
Erste WWF Stock (AT0000705678) | 100 Unternehmen aus Bereichen wie Wasseraufbereitung, Recycling, Erneuerbare Energien; Unterstützung durch Umweltbeirat des WWF | 20,9 | 24.873 | 770,4 |
Greeneffects NAI Wertefonds (IE0005895655) | 30 weltweite Aktien, 75 % Großunternehmen und 25 % innovative Firmen; orientiert sich am Natur-Aktien-Index, bestimmt durch Expertenausschuss | 15,9 | 20.071 | 197,8 |
Zusammenfassung: Überlegungen zu aktiv gemanagten Ökofonds und anderen Öko-Kapitalanlagen
Ein aktiv gemanagter Ökofonds kann eine überlegenswerte Option sein, solange eine breite Diversifikation über diverse Unternehmen, Branchen und Länder gewährleistet ist. Dies minimiert das Risiko starker Schwankungen im Fondswert. Wichtig ist allerdings, dass man sich mit den Anlagekriterien der Fondsgesellschaft und insbesondere des Fondsmanagements identifizieren kann. Denn letztendlich fallen die Gebühren solcher Anlagen im Vergleich zu den kostengünstigeren Indexfonds (ETFs) spürbar höher aus.
Risiken anderer Öko-Kapitalanlagen
In den letzten Jahren verzeichnete der Markt zahlreiche Angebote, die eine Beteiligung an umweltfreundlichen Projekten versprachen, oft mit dem Lockmittel hoher Renditen. Insbesondere Projekte im Bereich Windkraft, Solarenergie oder Forstwirtschaft zogen Anleger an. Solche Investitionsmöglichkeiten bergen jedoch erhebliche Risiken. Die riskante Struktur dieser Anlagen – typischerweise in Form geschlossener Beteiligungen, Nachrangdarlehen oder Genussscheinen – birgt die Gefahr, dass Anleger im schlimmsten Fall ihren Einsatz verlieren und nur in einem langwierigen Insolvenzverfahren hoffen können, einen Teil ihres Geldes zurückzuerhalten.
Auch wenn die Aussicht, zu einem positiven Umwelteffekt beizutragen, verlockend sein mag, ist es ratsam, kein zu großes Kapital in ein einziges Projekt zu fließen lassen. Die fehlende Vorhersehbarkeit bezüglich des Erfolgs solcher Projekte unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen und diversifizierten Anlageplanung.
Warnhinweise der Finanzaufsicht zu Risiken im „grauen Kapitalmarkt“
Die deutsche Finanzaufsicht BaFin veröffentlicht regelmäßig Warnungen vor unseriösen Angeboten am sogenannten „grauen Kapitalmarkt“, die mit hohen Renditeversprechungen werben. Diese Hinweise dienen als Orientierung, um dubiose Angebote zu erkennen und zu meiden.
Genussscheine – ein riskantes Anlageinstrument
Genussscheine galten lange Zeit als beliebte Investitionsform und funktionieren ähnlich einer Anleihe, mit der Option auf eine zusätzliche Gewinnbeteiligung. Allerdings birgt diese Anlageform Risiken: Es gibt keine Garantie, dass das investierte Kapital tatsächlich dem Zweck des Projekts zufließt oder dieses erfolgreich umgesetzt wird. Bei finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens gehören Anleger zu den Nachranggläubigern, was bedeutet, dass ihre Forderungen erst nach denen der Hauptgläubiger bedient werden. Somit sind ihr investiertes Kapital und die erhofften Zinsen stark gefährdet.
Nachhaltige Bankdienstleistungen und Kontenführung
Neben der Anlage in nachhaltige Aktien-ETFs und ähnliche Instrumente, besteht auch die Möglichkeit, alltägliche Bankgeschäfte bei spezialisierten, nachhaltig agierenden Banken zu tätigen. Diese Banken bieten nicht nur Girokonten, sondern auch Sparformen wie Tages- oder Festgeld an und legen offen, welche Kreditnehmer sie unterstützen.
Entscheidungsgrundlage für nachhaltiges Investieren
Die Entscheidung, nachhaltig zu investieren, erscheint vielen Anlegern als selbstverständlich, doch die dahinterliegenden Motive und Annahmen werden selten hinterfragt. Dabei können Missverständnisse aufkommen, insbesondere bezüglich der tatsächlichen Wirkung des eigenen Investments.
Der Glaube, dass das investierte Geld direkt an das jeweilige Unternehmen fließt und dort für gute Zwecke verwendet wird, trifft nämlich im Falle von Aktienkäufen nicht zu. Vielmehr landet der Kaufpreis bei demjenigen, der die Aktien abgibt. Dem Unternehmen selbst fließt durch den direkten Handel am Sekundärmarkt kein neues Kapital zu.
Die Auswirkungen der eigenen Investitionsentscheidungen auf Unternehmen sind daher indirekter Natur. Trotzdem haben Aktionäre als Eigentümer eine gewisse Stimme und können Einfluss nehmen, wenn auch der individuelle Einfluss eines einzelnen Kleinanlegers begrenzt ist.
Rolle als Aktionär nutzen
Als Anteilseigner haben Investoren die Möglichkeit, auf Hauptversammlungen ihre Stimme zu erheben und bei Unternehmensentscheidungen mitzuwirken. Dieser Einfluss kann gestärkt werden, wenn Investorengruppen sich zusammenschließen. Die Vertretung durch Fondsgesellschaften bei Hauptversammlungen kann daher einen wichtigen Hebel darstellen, um Themen der Nachhaltigkeit auf die Agenda zu setzen.
Nachhaltiges Investieren: Ein komplexes Thema
Nachhaltiges Investieren wird oft als einfache Lösung zur Erreichung eines ökologischen oder sozialen Wandels dargestellt. Doch die Realität ist komplexer, und nicht jede grüne Kapitalanlage führt tatsächlich zu den erhofften positiven Veränderungen. Wichtige Maßnahmen zur Förderung von Nachhaltigkeit müssen auch auf politischer und regulatorischer Ebene angegangen werden.
Wer nachhaltig investieren möchte, sollte sich daher ausführlich informieren und sich bewusst sein, dass der direkteste Einfluss auf Unternehmen und ihre Praktiken oft außerhalb des Finanzmarktes liegt – beispielsweise durch bewussten Konsum und politisches Engagement.
Letztlich ist es eine persönliche Entscheidung, ob und inwiefern man nachhaltige ETFs oder Fonds in das eigene Portfolio aufnimmt. Wichtig ist dabei, eine Anlagestrategie zu wählen, die den eigenen Überzeugungen entspricht und zugleich ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Profil bietet.
Untersuchungsmethode für nachhaltige ETFs
Seit dem Jahr 2018 führt Finanztip regelmäßige Analysen durch, um ETFs zu identifizieren, die ethisch ausgerichtete Aktienindizes nachbilden – sogenannte „nachhaltige ETFs“. Auch in der jüngsten Auswertung im Sommer 2022 wurden spezifische Kriterien angewendet, um empfehlenswerte Indizes zu bestimmen:
- Breites Ausschlussverfahren: Die Indizes müssen breit gefächerte Ausschlusskriterien für kontroverse Branchen anwenden, um einer komplexen Nachhaltigkeitsidee gerecht zu werden. Die Beschränkung auf die Aussortierung nur einer Branche, wie z.B. Waffenproduktion, würde nicht genügen.
- Diversifizierte Branchenauswahl: Es wird Wert darauf gelegt, dass die Auswahl der Branchen im Index vielfältig bleibt. Dies soll verhindern, dass die Performance des Index zu stark von nur einem Wirtschaftssektor abhängt, was das Risiko von Verlusten konzentrieren könnte.
- Anwendung von ESG-Kriterien: Die Auslese der Unternehmen innerhalb der Indizes soll sich an ESG-Kriterien orientieren, die wichtige Daten aus den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung berücksichtigen.
- Ausgewogene Aktienanzahl: Die Indizes dürfen nicht zu wenige Aktien umfassen, was beispielsweise beim MSCI EMU SRI Index der Fall ist, der nur rund 60 Titel beinhaltet. Eine derart begrenzte Auswahl könnte das Risiko von Verlusten nicht hinreichend streuen.
Berücksichtigte Indizes:
- MSCI World Socially Responsible Index (SRI)
- Dow Jones Sustainability Index (DJSI) World Enlarged
Für die Auswahl der ETFs, die auf diesen Indizes basieren, dienten die Börse Frankfurt und JustETF als Quellen. Insgesamt wurden acht ETFs identifiziert, von denen nur drei unsere Kriterien erfüllten:
- Handelbarkeit an der Referenzbörse Xetra: Dadurch wird aufgrund der höheren Liquidität ein fairer Handel gewährleistet.
- Deutschsprachige Informationsangebote: Die Webseite des Anbieters muss auf Deutsch zur Verfügung stehen.
- Bestehend seit mindestens fünf Jahren: Dies gewährleistet, dass der Fondsanbieter über ausreichend Erfahrung verfügt.
- Fondsvolumen von mindestens 100 Millionen Euro: Um die langfristige Rentabilität zu sichern und eine potenzielle Schließung oder Zusammenlegung zu vermeiden.
Diese methodische Herangehensweise garantiert eine fundierte Auswahl an nachhaltigen ETFs, die als langfristige Geldanlage in Betracht kommen.
Ausführliche Analyse von nachhaltigen ETFs
In der engeren Auswahl befindliche ETFs:
Nachhaltiger Index | ETF-Anbieter (ISIN) | Verwaltetes Vermögen in Mio. € | Datum der Auflage | Kommentar |
DJSI World Enlarged | iShares (IE00B57X3V84) | 739 | Februar 2011 | Empfehlung: Thesaurierender ETF |
MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped | UBS (LU0629459743) | 4.082 | August 2011 | Empfehlung: Ausschüttender ETF |
MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped | UBS (LU0950674332) | 4.082 | Februar 2018 | Empfehlung: Thesaurierender ETF |
MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped | UBS (IE00BK72HH44) | 906 | Mai 2020 | Nicht berücksichtigt, zu kurz am Markt |
MSCI World SRI Low Carbon Select 5 % Issuer Capped | UBS (IE00BK72HJ67) | 906 | Mai 2020 | Nicht berücksichtigt, zu kurz am Markt |
MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel Index | iShares (IE00BYX2JD69) | 3.809 | Oktober 2017 | Nicht berücksichtigt, zu kurz am Markt |
MSCI World SRI Select Reduced Fossil Fuel Index | iShares (IE00BDZZTM54) | 3.809 | Oktober 2017 | Nicht berücksichtigt, zu kurz am Markt |
MSCI World SRI Filtered ex Fossil Fuels Index | Amundi (LU1861134382) | 1.658 | September 2018 | Nicht berücksichtigt, zu kurz am Markt |
Performance der nachhaltigen Indizes und ETFs (2017 bis 2021):
Index/Index-ETF | Art der Nachbildung | Kosten (TER) p.a. | Wertentwicklung p.a. | Aus 10.000 € wurden, in € |
MSCI World SRI | 16,2 % | 21.243 | ||
UBS (LU0629459743) | Physisch-ausschüttend | 0,22 % | 15,1 % | 20.236 |
UBS (LU0950674332) | Physisch-thesaurierend | 0,22 % | 15,1 % | 20.236 |
DJSI World Enlarged | 13,0 % | 18.446 | ||
iShares (IE00B57X3V84) | Physisch-thesaurierend | 0,60 % | 12,5 % | 18.096 |
Die Bewertung der nachhaltigen ETFs basierte auf dem Netto-Inventarwert (NAV), der von den Fondsgesellschaften veröffentlicht wird. Um eine Vergleichbarkeit auch beim ausschüttenden ETF von UBS (LU0629459743) zu gewährleisten, wurde eine fiktive Thesaurierung der Ausschüttungen angenommen und ohne Steuerabzug der Fondsanlage gutgeschrieben.
Diese detaillierte Analyse bietet einen umfassenden Überblick über die ausgewählten nachhaltigen ETFs, ihre Leistung und wie sie im Vergleich zu ihren zugehörigen Indizes und zum konventionellen Markt abschneiden.
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