Spread Betting vs. CFD-Handel: Was deutsche Anleger wissen sollten
In Deutschland tätige Akteure des Finanzmarkts werden früher oder später auf zwei gängige Handelsarten treffen: Spread Betting und den CFD-Handel (Differenzkontrakte). Beide Modelle erscheinen auf den ersten Blick ähnlich, da sie es ermöglichen, auf Kursbewegungen zu spekulieren, ohne den zugrunde liegenden Vermögenswert zu besitzen. Insbesondere für deutsche Anleger sind wesentliche Unterschiede zu beachten, insbesondere in Bezug auf rechtliche und steuerliche Aspekte. In diesem Artikel werden wir Spread Betting vs. CFD-Handel vergleichen.

Was versteht man unter Spread Betting?
Beim Spread Betting setzen Sie nicht auf den Besitz eines Vermögenswerts, sondern auf die zukünftige Entwicklung seines Kurses. Das heißt im Einzelnen: Sie entscheiden, ob der Preis eines bestimmten Finanzinstruments – wie einer Aktie, eines Rohstoffs oder eines Index – steigen oder fallen wird. Anschließend setzen Sie einen Betrag pro Kurspunkt auf Ihre Einschätzung.
Im Gegensatz zum klassischen Handel erwerben Sie den Basiswert dabei nicht tatsächlich. Es geht ausschließlich um die Bewegung des Kurses. Ihr Gewinn oder Verlust ergibt sich daraus, wie weit sich der Kurs in Ihre prognostizierte Richtung bewegt – multipliziert mit dem von Ihnen gewählten Einsatz pro Punkt. Je genauer Ihre Einschätzung, desto höher kann der Gewinn ausfallen. Läuft der Markt jedoch gegen Sie, droht entsprechend ein Verlust, der in manchen Fällen erheblich sein kann.
Typisches Beispiel für Spread Betting:
Nehmen wir an, Sie gehen davon aus, dass der DAX steigen wird, und setzen 5 € pro Punkt auf einen steigenden Kurs (Long-Position). Steigt der DAX um 20 Punkte, beträgt Ihr Gewinn 5 € × 20 Punkte = 100 €. Fällt der DAX hingegen um 20 Punkte, verlieren Sie entsprechend 100 €.
Wesentliche Merkmale von Spread Betting
1. Hebelwirkung (Leverage)
Ein zentrales Merkmal des Spread Betting ist der Einsatz von Hebelwirkung. Das bedeutet: Sie müssen nicht den vollen Gegenwert der Position investieren, sondern lediglich eine sogenannte Margin – also eine Sicherheitsleistung. Damit erhalten Sie Zugang zu einer deutlich größeren Handelsposition, als es Ihr tatsächlicher Kapitaleinsatz vermuten lässt.
Dieser Hebel kann Ihre Gewinne erheblich steigern, wenn sich der Markt in die gewünschte Richtung entwickelt. Gleichzeitig erhöht sich jedoch auch das Risiko: Schon kleine Kursbewegungen gegen Ihre Position können zu spürbaren Verlusten führen. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Hebel ist daher unerlässlich.
2. Zugang zu einer breiten Auswahl von Märkten
Mit einem einzigen Handelskonto können Sie auf eine Vielzahl globaler Märkte zugreifen. Dazu gehören unter anderem:
- Internationale Aktienindizes wie der DAX, Dow Jones oder FTSE 100
- Einzelaktien großer börsennotierter Unternehmen
- Rohstoffe wie Gold, Silber, Öl oder Weizen
- Währungen wie EUR/USD oder GBP/JPY
So können Sie sowohl auf steigende (Long) als auch auf fallende (Short) Kurse spekulieren – und das auf Tagesbasis oder auch längerfristig.
3. Kein direkter Besitz des zugrunde liegenden Werts
Beim Spread Betting gehen Sie keine klassische Investition in einen Vermögenswert ein. Sie erwerben weder Aktien noch physische Rohstoffe oder Devisen. Stattdessen nehmen Sie eine Position ein, die auf der erwarteten Kursbewegung basiert – ganz ohne Eigentumsrechte. Das bedeutet auch, dass Sie keinen Anspruch auf Dividendenzahlungen haben und keine Stimmrechte bei Unternehmensentscheidungen ausüben können. Es handelt sich um eine rein spekulative Strategie, bei der die Kursentwicklung im Vordergrund steht.
4. Steuerliche Besonderheiten: Deutschland vs. Ausland
In manchen Ländern – etwa im Vereinigten Königreich – genießen Anleger beim Spread Betting steuerliche Vorteile. Dort wird diese Art des Tradings offiziell als Wette eingestuft, was in vielen Fällen bedeutet: Keine Einkommen- oder Kapitalertragsteuer auf Gewinne.
In Deutschland sieht das ganz anders aus. Hier gelten Erträge aus Spread Betting als Einkünfte aus Kapitalvermögen. Das Finanzamt verlangt dafür die Abgeltungssteuer von 25 %, plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.
Handeln Sie über einen Broker mit Sitz im Ausland, sind Sie selbst dafür verantwortlich, Ihre Gewinne korrekt in der Steuererklärung anzugeben. Versäumnisse können später teuer werden – vor allem, wenn das Finanzamt nachfragt. Es lohnt sich also, frühzeitig mit einem Steuerberater zu sprechen, insbesondere wenn Sie regelmäßig traden oder größere Summen bewegen.
Was ist CFD-Handel?
Contracts for Difference (CFDs) sind derivative Finanzinstrumente, die es Anlegern ermöglichen, auf Preisbewegungen von Vermögenswerten zu spekulieren, ohne diese tatsächlich zu besitzen. Der Gewinn oder Verlust ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis des CFDs. Unser Artikel CFD Trading Strategien könnte Sie interessieren.
Merkmale des CFD-Handels:
- Hebelwirkung: Wie beim Spread Betting können Anleger mit einem Bruchteil des Handelswerts eine größere Position eingehen.
- Breites Angebot: Handel mit einer Vielzahl von Vermögenswerten, darunter Aktien, Indizes, Rohstoffe und Währungen.
- Regulierung: CFDs unterliegen in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, einer strengen Regulierung.
- Steuerliche Behandlung: Gewinne aus dem CFD-Handel unterliegen in Deutschland der Abgeltungssteuer von 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer.
Vergleich: Spread Betting vs. CFD-Handel
Merkmal | Spread Betting | CFD-Handel |
Eigentum am Basiswert | Nein | Nein |
Hebelwirkung | Ja | Ja |
Regulierung in Deutschland | Eingeschränkt | Streng reguliert |
Steuerliche Behandlung | Kapitalertragssteuer in Deutschland | Abgeltungssteuer (25 % + Zuschläge) |
Verfügbarkeit | Hauptsächlich im Vereinigten Königreich | Weltweit, einschließlich Deutschland |
Kostenstruktur | Spread-basiert, keine Kommission | Spread + mögliche Kommissionen |
Verlustbegrenzung | Risiko des Totalverlusts, Nachschusspflicht möglich | Risiko des Totalverlusts, Nachschusspflicht möglich |
Regulierung: Was erlaubt ist – und was nicht
Da Spread Betting in Deutschland nicht als regulierter Finanzhandel gilt, ist es hierzulande nur eingeschränkt möglich. Deutsche Broker bieten diese Produkte in der Regel gar nicht erst an. Wer trotzdem über ausländische Anbieter Zugang sucht, sollte sich vorher genau mit den rechtlichen Rahmenbedingungen vertraut machen. Ohne ein solides Verständnis der Regulierung kann es schnell unübersichtlich – oder im schlimmsten Fall teuer – werden.
Anders sieht es beim CFD-Handel aus: Dieser ist in Deutschland offiziell zugelassen und wird von der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) überwacht. Wenn Sie mit CFDs handeln möchten, empfiehlt es sich dringend, einen Broker zu wählen, der unter staatlicher Aufsicht steht und über eine gültige Lizenz verfügt. Nur so können Sie sicher sein, dass Einlagenschutz und rechtliche Standards eingehalten werden.
Steuerliche Aspekte
Wie bereits erwähnt, unterliegen Gewinne aus dem CFD-Handel in Deutschland der Abgeltungssteuer von 25 %, zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Bei Brokern mit Sitz in Deutschland wird die Steuer in der Regel automatisch einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Bei ausländischen Brokern müssen Anleger ihre Gewinne selbst in der Steuererklärung angeben.
Für Spread Betting gelten in Deutschland ähnliche steuerliche Regelungen, wobei die genaue Einstufung und Besteuerung von den individuellen Umständen abhängen kann. Es wird empfohlen, einen Steuerberater zu konsultieren, um die spezifischen steuerlichen Verpflichtungen zu klären.
Risikomanagement
Sowohl beim Spread Betting als auch beim CFD-Handel besteht das Risiko erheblicher Verluste, insbesondere aufgrund der Hebelwirkung. Anleger sollten daher geeignete Risikomanagementstrategien anwenden, wie z. B. das Setzen von Stop-Loss-Orders, um potenzielle Verluste zu begrenzen.
Fazit
Obwohl Spread Betting und der CFD-Handel auf den ersten Blick ähnliche Strukturen und Handelsmechanismen aufweisen, bestehen in wichtigen Punkten deutliche Unterschiede – vor allem, wenn man den deutschen Rechtsrahmen betrachtet. Während CFDs in Deutschland klar reguliert sind und Anleger bei inländischen Brokern automatisch der Abgeltungsteuer unterliegen, ist Spread Betting hierzulande weniger etabliert und steuerlich nicht eindeutig geregelt.
Für deutsche Anleger bedeutet das: Wer sich mit diesen Produkten beschäftigt, sollte nicht nur deren Funktionsweise verstehen, sondern auch die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen kennen. Besonders wichtig ist es, nur mit Brokern zu handeln, die über eine gültige Lizenz verfügen und der europäischen oder deutschen Aufsicht unterstehen.
FAQ
Ist Spread Betting in Deutschland zulässig?
In Deutschland ist Spread Betting nicht explizit verboten, jedoch ist es gesetzlich nicht eindeutig geregelt und spielt daher im deutschen Finanzhandel nur eine untergeordnete Rolle. Da diese Handelsform oft mit Glücksspielelementen verglichen wird, bieten deutsche Broker Spread Betting in der Regel nicht an. Wenn Sie dennoch über einen internationalen Anbieter darauf zugreifen möchten, sollten Sie sich vorher sorgfältig mit den geltenden Vorschriften und steuerlichen Pflichten vertraut machen.
Was unterscheidet Spread Betting vom CFD-Handel?
Beides sind Hebelprodukte – aber mit unterschiedlichem rechtlichen Status. CFDs gelten hierzulande als regulierte Finanzinstrumente. Spread Betting dagegen wird im Ausland oft wie eine Wette behandelt. In Deutschland ist es nicht etabliert und wird kaum angeboten.
Sind Gewinne aus Spread Betting in Deutschland steuerpflichtig?
Ja. Auch wenn es in Großbritannien oft steuerfrei ist – in Deutschland werden Gewinne wie Kapitalerträge behandelt. Sie zahlen 25 % Abgeltungsteuer plus Zuschläge. Wenn der Broker im Ausland sitzt, müssen Sie die Gewinne selbst beim Finanzamt angeben.
Welche Risiken bergen Spread Betting und der CFD-Handel?
Beide Produkte können durch den Hebel zu hohen Verlusten führen. Wer ohne Absicherung handelt, riskiert mehr, als er oft denkt. Stop-Loss-Orders, Limits und ein klarer Plan sind unerlässlich. Gerade Einsteiger sollten zunächst mit einem Demokonto starten.
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