Der Leverage-Effekt einfach erklärt: Definition, Formel, Grenzen & Risiken

Leverage: Was ist das und wie wird er berechnet? Leverage (zu Deutsch: Hebel) ist ein Instrument, das beim Handel verwendet wird und Ihnen erlaubt, für einen bestimmten Geldbetrag ein gewisses Risiko auf dem Markt einzugehen, auch wenn Sie nicht den vollen Betrag auf Ihrem Konto haben. Der Begriff „Hebelwirkung“ bedeutet hierbei, etwas mit Hilfe einer Hebelwirkung anzuheben bzw. zu bewegen. Mit anderen Worten handelt es sich um einen Mechanismus, der es Ihnen ermöglicht, sich von einem Broker oder einer Bank Geld zu leihen, um mit einer kleinen Investition eine Position auf dem Markt zu eröffnen. Auf diese Weise können Sie mehr Gewinne bei gleichzeitig erhöhtem Risiko erzielen.

Leverage-Effekt: Was versteht man unter der Hebelwirkung des Kapitals?

Der Leverage-Effekt beschreibt die Hebelwirkung des Kapitals, bei der der Einsatz von Fremdkapital die Rentabilität des Eigenkapitals verstärken kann. Wenn ein Unternehmen oder eine Person zusätzliches Fremdkapital aufnimmt, um eine Investition zu tätigen, kann die Rendite auf das Eigenkapital höher ausfallen, sofern die Rendite der Investition die Kosten des Fremdkapitals übersteigt.

Dies führt zu einer höheren Eigenkapitalrendite im Vergleich zur rein eigenkapitalfinanzierten Investition. Umgekehrt kann der Leverage-Effekt auch Verluste verstärken, wenn die Investition weniger abwirft als die Fremdkapitalkosten.

Leverage: Unterschiedliche Anwendungen

Auch wenn es sich beim Leverage-Effekt um die Verwendung von Fremdkapital zur Investition handelt, kann die Anwendung unterschiedlich ausfallen.

  • Margin-Handel: Beim Handel mit CFDs (Contracts for Difference) nutzt der Anleger einen Hebel, um eine größere Position einzunehmen, als er es mit seinem Eigenkapital allein könnte. CFDs sind in der Regel gehebelte Produkte, was bedeutet, dass der Trader mit einem Bruchteil des Gesamtwertes des Trades (der sogenannten Margin) eine größere Position kontrolliert.
  • Klassische Darlehen: Hier leiht sich der Anleger bei einer Bank Geld, um eine größere Position einzunehmen, als es mit dem eigenen Kapital möglich wäre. Hierbei fallen Zinsen auf das geliehene Kapital an, was im Prinzip einem Hebel entspricht.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung des Leverage-Effekts im Margin-Handel

Angenommen, ein Anleger möchte mit einem Margin-Konto handeln und nutzt CFDs, um Aktien zu kaufen. Er hat 5.000 € Eigenkapital und möchte eine größere Position eingehen, als es mit seinem eigenen Kapital möglich wäre. Der Broker erlaubt ihm, mit einem Hebel von 5:1 zu handeln. Um einen positiven Ausgang zu garantieren, wird außerdem eine Marge definiert, d. h. ein Teil des Kapitals, das zur Deckung möglicher Verluste einbehalten wird.

Der Anleger hat 5.000 € Eigenkapital, aber durch den Hebel von 5:1 kann er eine Position im Wert von 25.000 € kontrollieren (5.000 € * 5 = 25.000 €). Das bedeutet, er kann Aktien im Wert von 25.000 € kaufen, obwohl er nur 5.000 € Eigenkapital hinterlegt hat. Die restlichen 20.000 € kommen durch das geliehene Kapital des Brokers.

Nehmen wir weiter an, der Kurs der gekauften Aktien steigt um 10 %. Das bedeutet, dass der Wert der 25.000 €-Position um 2.500 € steigt (10 % von 25.000 €). Durch den Leverage-Effekt hat der Anleger mit nur 5.000 € Eigenkapital einen Gewinn von 50 % erzielt, obwohl der Kurs der Aktie nur um 10 % gestiegen ist.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung des Leverage-Effekts mit klassischen Darlehen

Angenommen, ein Anleger hat 10.000 € Eigenkapital und möchte in Aktien investieren. Ohne Fremdkapital kauft er Aktien im Wert von 10.000 €. Wenn die Aktien um 10 % steigen, erzielt er einen Gewinn von 1.000 € (10 % von 10.000 €), was einer Rendite von 10 % auf sein eingesetztes Kapital entspricht.

Nun nimmt der Anleger jedoch ein Darlehen von 10.000 € auf, um insgesamt 20.000 € in Aktien zu investieren. Wenn die Aktien erneut um 10 % steigen, macht die Investition 2.000 € Gewinn (10 % von 20.000 €). Allerdings muss der Anleger Zinsen auf das Fremdkapital zahlen, z. B. 5 % auf die 10.000 €, was 500 € Zinsen ausmacht. Der Nettogewinn beträgt also 2.000 € – 500 € = 1.500 €.

Auf das Eigenkapital von 10.000 € ergibt sich nun eine Rendite von 15 % (1.500 € Gewinn auf 10.000 € Eigenkapital), anstatt nur 10 %, wie es ohne Fremdkapital der Fall gewesen wäre. Der Leverage-Effekt hat hier die Eigenkapitalrendite durch den Einsatz von Fremdkapital erhöht. Steigen die Aktien jedoch weniger als 10 %, z. B. nur um 5 %, sinkt der Gewinn und die Eigenkapitalrendite fällt aufgrund der Fremdkapitalkosten sogar negativ aus.

Wie wird der Leverage berechnet?

Der Leverage (Hebel) wird im Margin-Handel berechnet, indem das Verhältnis zwischen dem Gesamtwert der Position und dem eingesetzten Eigenkapital (Margin) betrachtet wird. Er zeigt an, wie viel größere Positionen im Vergleich zum Eigenkapital mit Hilfe von geliehenem Kapital kontrolliert werden können.

Leverage = Gesamtwert der Position/Eigenkapital (Margin)

Der Gesamtwert der Position ist der Wert der gesamten Position, die der Trader kontrolliert. Es ist der Betrag, den der Trader durch den Einsatz von Hebelkapital (Fremdkapital) steuert. Eigenkapital (Margin) ist der Betrag, den der Trader tatsächlich selbst aufbringt, um die Position zu eröffnen. Es handelt sich um die Sicherheit, die der Trader dem Broker hinterlegt.

Beispielrechnung

Stellen wir uns vor, ein Trader möchte mit 1.000 € Eigenkapital eine Position im Wert von 10.000 € eröffnen.

  • Gesamtwert der Position: 10.000 €
  • Eigenkapital (Margin): 1.000 €
  • Der Leverage hat einen Wert von 10 (10.000\1.000 €)

Das bedeutet, der Trader kann mit einem Hebel von 10:1 eine Position im Wert von 10.000 € kontrolliert, obwohl er nur 1.000 € Eigenkapital aufgebracht hat.

Was ist ein Margin-Call?

Ein Margin-Call tritt auf, wenn der Wert des Eigenkapitals auf einem Margin-Konto unter einen bestimmten Schwellenwert fällt, der vom Broker als Mindestanforderung festgelegt wird. Dies bedeutet, dass der Trader mehr Kapital (in Form von zusätzlicher Marge) einzahlen muss, um die Positionen aufrechtzuerhalten und eine Schließung der Position zu vermeiden. Jeder Broker hat unterschiedliche Limits für Margin-Calls.

Ein Margin-Call wird in der Regel durch Verluste ausgelöst, die die ursprüngliche Margin verringern. Wenn der Wert der Position eines Traders sinkt und die Marge nicht mehr ausreicht, um die Anforderungen des Brokers zu erfüllen, fordert der Broker den Trader auf, mehr Kapital einzuzahlen.

Das Verhältnis zwischen Hebelwirkung, Verschuldung und Marge

HebelwirkungVerschuldungsgradMarge %
1:1010100 / 10 = 10 %
1:5050100 / 50 = 2 %
1:100100100 / 100 = 1 %
1:200200100 / 200 = 0,5 %
1:500500100 / 500 = 0,2 %

Risiken und Grenzen des Leverage-Effekts

Der Leverage-Effekt kann sowohl Chancen als auch erhebliche Risiken mit sich bringen, insbesondere im Margin-Handel, bei dem Anleger mit geliehenem Kapital größere Positionen eingehen können. Es ist wichtig, die Risiken und Grenzen des Leverage-Effekts zu verstehen, um potenzielle Verluste zu minimieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Verstärkung von Gewinnen und Verlusten

Einer der größten Vorteile des Leverage-Effekts ist, dass er es einem Trader ermöglicht, mit einem relativ kleinen Eigenkapital größere Gewinne zu erzielen. Wenn sich der Markt in die gewünschte Richtung bewegt, werden die Gewinne durch den Hebel multipliziert, sodass der Trader eine größere Position kontrollieren kann, als es nur mit seinem eigenen Kapital möglich wäre.

Jedoch gilt der Leverage-Effekt auch für Verluste. Wenn der Markt gegen den Trader läuft, können die Verluste ebenfalls vervielfacht werden. Ein kleiner Kursrückgang kann zu einem Verlust des gesamten Eigenkapitals führen, wenn die Position mit hohem Hebel eröffnet wurde.

Erhöhtes Risiko durch hohe Hebelwirkung

Je höher der Hebel, desto größer das Risiko, besonders wenn der Trader in einem volatilen Markt handelt. Märkte, die schnelle und unvorhersehbare Preisbewegungen aufweisen, können in Kombination mit hohem Hebel sehr schnell zu großen Verlusten führen.

Dies liegt daran, dass selbst kleine Preisänderungen eine starke Auswirkung auf das Eigenkapital des Traders haben können. Dies kann zu einem Margin-Call führen, bei dem der Broker den Trader auffordert, zusätzliches Kapital einzuzahlen, um die Position zu halten. Wenn der Trader dies nicht tut, wird die Position möglicherweise vom Broker geschlossen, was zu realisierten Verlusten führt.

Schwankungen und Volatilität

Ein weiteres Risiko des Leverage-Effekts liegt in der begrenzten Kontrolle über das Risiko. Selbst bei der Anwendung von Stop-Loss-Orders und anderen Risikomanagement-Techniken kann es in besonders volatilen Märkten zu einem „Durchrutschen“ von Stop-Loss-Orders kommen.

Dies bedeutet, dass die Position nicht zum gewünschten Preis geschlossen wird, sondern zu einem ungünstigeren Kurs, was die Verluste verstärken kann. Dies zeigt, dass auch mit einem durchdachten Risikomanagement der Leverage-Effekt nicht vollständig kontrollierbar ist.

Liquiditätsprobleme

Schließlich kann der Leverage-Effekt auch zu Liquiditätsproblemen führen. In Märkten mit geringer Liquidität kann es schwierig sein, Positionen schnell zu schließen oder zu verändern. Wenn der Markt plötzlich gegen den Trader läuft und dieser seine Positionen nicht rechtzeitig anpassen kann, können die Verluste erheblich steigen.

Hohe Hebel in Märkten mit begrenzter Liquidität erhöhen das Risiko von hohen Verlusten, da es schwierig sein kann, die Position zum gewünschten Preis zu liquidieren.

Leverage: nichts für schwache Nerven

Der Leverage-Effekt kann große Chancen bieten, birgt jedoch auch erhebliche Risiken. Mit einem hohen Hebel können Trader mit wenig Eigenkapital größere Positionen kontrollieren, was sowohl Gewinne als auch Verluste verstärkt. Ein falscher Schritt im Handel kann zu dramatischen Verlusten führen, die das eingesetzte Kapital schnell übersteigen können.

Der Einsatz von Leverage erfordert deshalb ein ausgeklügeltes Risikomanagement, da der Hebel das Risiko von Margin-Calls und automatischen Positionseröffnungen durch den Broker erhöhen kann. Auch Finanzierungskosten für das geliehene Kapital und die psychologische Belastung durch mögliche Verluste können zu Problemen führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Leverage-Effekt ein mächtiges Werkzeug ist, das jedoch nur mit Vorsicht und umfassendem Wissen genutzt werden sollte. Wer mit hohem Hebel handelt, sollte sich der psychologischen und finanziellen Risiken bewusst sein und sicherstellen, dass er auch bei Verlusten handlungsfähig bleibt.

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