Short Selling: Der Ablauf und Nutzen von Leerverkäufen

Leerverkäufe bieten Händlern die Chance, Profite in einem abwärts gerichteten Markt zu machen. Entdecken Sie, warum Short Selling ein unverzichtbarer Bestandteil einer vielseitigen Handelsstrategie sein kann.

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Was ist Short Selling?

Short Selling, auch als Leerverkauf bekannt, ist eine Handelstaktik, bei der ein Shortseller auf sinkende Aktienkurse eines bestimmten Unternehmens setzt. Das gewählte Handelsinstrument wird zunächst verkauft und später, wenn der Kurs gefallen ist, zurückgekauft.

Synonyme für Leerverkäufe sind unter anderem: Shorting, Shortselling und Leerverkauf von Aktien.

Im Gegensatz zu traditionellen Investitionen, bei denen Sie Aktien erwerben, die Ihrer Meinung nach Wachstumspotenzial haben (bekannt als „Long-Position“), zielt Short Selling darauf ab, genau das Gegenteil zu erreichen. Hier identifizieren Sie Aktien oder Märkte, bei denen Sie einen Kursverfall erwarten.

Drei Hauptakteure im Leerverkauf-Markt:

  • Private Anleger

Diese Gruppe nutzt Leerverkäufe über einen Broker, um sich gegen das Verlustrisiko in anderen Anlagepositionen abzusichern oder um auf fallende Kurse in bestimmten Märkten zu setzen.

  • Große Finanzinstitutionen

Mit ihrem umfangreichen Anlagekapital können sie das Risiko von Leerverkäufen als Element ihrer Handelsstrategie absorbieren.

  • Hedgefonds

Für Hedgefonds-Manager ist das Tätigen von Leerverkäufen ein zentrales Instrument. Es stellt die „Hedge“ in Hedgefonds dar und dient als Absicherungsmechanismus.

Short Selling – Was brauche ich?

Margin Konto

Bevor Sie mit dem Short Selling starten, brauchen Sie ein Margin Konto. Das ist wie eine Art Kreditkonto beim Makler. Sie müssen eine Anfangssumme, die sogenannte Initial Margin, von 150% hinterlegen. Aber keine Sorge, 100% davon werden durch den Verkauf der Aktien wieder reingeholt. Die restlichen 50% müssen Sie selbst beisteuern.

Achtung: Beim Handel auf Margin gibt es auch eine Maintenance Margin. Das ist wie eine Sicherheitsreserve. Wenn Ihr Konto unter diesen Wert fällt, müssen Sie mehr Geld einzahlen oder Ihre Position wird geschlossen. Das nennt man Margin Call.

Wertpapierleihe

Sie können nicht einfach so Aktien verkaufen, die Sie nicht haben. Deshalb brauchen Sie jemanden, der Ihnen die Aktien leiht. Das nennt man Wertpapierleihe. Oft sind es Investmentfonds oder ETFs, die Aktien verleihen. Sie machen das, um extra Geld durch Leihgebühren zu verdienen.

Der Verleiher will aber auch sicher sein, dass er sein Geld wiederbekommt. Deshalb müssen Sie eine Sicherheit hinterlegen, meistens in Form von Staatsanleihen.

Achtung: Wenn Sie als Privatperson Aktien shorten wollen, bekommen Sie meistens von Ihrem Makler. Der Makler holt sich die Aktien dann zum Beispiel von einem ETF und muss dafür auch eine Sicherheit hinterlegen.

Gedeckte und ungedeckte Positionen

Beim Short Selling leihen Sie sich immer die Aktien, die Sie verkaufen. Das nennt man gedeckte Leerverkäufe.

Es gibt auch ungedeckte Leerverkäufe, aber die sind in der EU verboten. Bei ungedeckten Leerverkäufen würden Sie Aktien verkaufen, die Sie sich nicht geliehen haben. Das ist riskant und deshalb nicht erlaubt.

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Leerverkäufe verstehen: Wie und warum?

Leerverkäufe sind machbar, solange es Aktionäre gibt, die bereit sind, ihre Aktien zu verleihen. Warum tun sie das? Ein Grund könnte sein, dass der Aktionär eine Gebühr für das Verleihen der Aktien erhält. Zum Beispiel könnten Pensionsfonds als Verleiher fungieren, um zusätzliche Einnahmen aus ihren langfristigen Investments zu generieren. Ein liquider Markt ist ein weiterer Vorteil dieser Art von Aktienverleih. Wenn jedoch Leerverkäufe den Markt negativ beeinflussen, ziehen es die Verleiher vor, ihre Aktien zurückzuhalten.

Grenzen des Short Selling

Bevor Sie Short Selling in Ihre Handelsstrategie integrieren, sollten Sie die damit verbundenen Einschränkungen kennen.

  • Unbegrenztes Verlustrisiko

Theoretisch gibt es beim Short Selling kein Limit für mögliche Verluste. Wenn Sie eine Long-Position halten, ist Ihr maximaler Verlust begrenzt, da der Wert des Anlageguts nicht unter Null fallen kann. Beim Leerverkauf von Aktien könnte der Kurs jedoch theoretisch ins Unendliche steigen. Um Ihr Verlustrisiko zu begrenzen, könnten Sie einen Stop-Loss setzen.

  • Kapitalaktionen

Da Sie beim Short Selling gegen die Aktien wetten, ohne sie tatsächlich zu besitzen, profitieren Sie nicht von Dividendenzahlungen. Diese Dividenden müssen Sie dem eigentlichen Besitzer der Aktien, dem Verleiher, zahlen. Andere Kapitalmaßnahmen, wie Aktiensplits oder Boni, werden Ihrer Short-Position angerechnet.

  • Regulatorische Beschränkungen

Es gibt Zeiten, in denen Leerverkäufe nicht möglich sind, weil Regulierungsbehörden sie aus wirtschaftlichen Gründen als „nicht verleihbar“ einstufen. Wenn beispielsweise viele Händler Aktien aus einem sensiblen Sektor wie dem Bankensektor leerverkaufen, könnte dies das öffentliche Vertrauen untergraben. In solchen Fällen werden Aktionäre dazu neigen, ihre Aktien zu verkaufen, was den Kurs weiter drückt. Leerverkäufe sind dann nicht möglich, wenn niemand bereit ist, seine Aktien zu verleihen.

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Wege zum Leerverkauf von Aktien

Es gibt grundsätzlich zwei Methoden, um Leerverkäufe durchzuführen:

  • Durch einen Makler

Wenn Sie sich für Leerverkäufe entscheiden, wird Ihr Makler das jeweilige Anlagegut in Ihrem Namen verkaufen und die erzielten Gewinne auf Ihrem Konto verbuchen. Sobald Sie den Handel beenden möchten, sind Sie verpflichtet, die gleiche Menge des Anlageguts zurückzukaufen und an Ihren Makler zurückzugeben. 

Sinkt der Preis des Anlageguts, haben Sie die Möglichkeit, es zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen, und der erzielte Gewinn landet in Ihrer Tasche. Steigt jedoch der Preis, müssen Sie das Anlagegut zu einem höheren Preis zurückkaufen, was zu einem Verlust führt.

In der Regel können Sie eine Short-Position so lange halten, wie Sie es für richtig halten. Beachten Sie jedoch, dass während der Leihdauer des Anlageguts Zinsen anfallen könnten. Es kann auch vorkommen, dass der Verleiher das von Ihnen geliehene Anlagegut zurückfordert. 

In solchen Fällen hat der Makler keine andere Wahl, als den Verleiher mit einem gleichwertigen Anlagegut aus seinem eigenen Portfolio zu kompensieren, oder Sie müssen das geliehene Anlagegut zurückgeben. Dieser Vorgang wird auch als „Rückruf“ bezeichnet.

  • Durch CFDs (Differenzkontrakte)

Beim Handel mit CFDs schließen Sie einen Vertrag ab, der die Wertdifferenz des gewählten Instruments zwischen dem Zeitpunkt des Kaufs und des Verkaufs abdeckt. CFDs bieten den Vorteil, dass sie den Leerverkauf erleichtern und es Ihnen ermöglichen, von sowohl fallenden als auch steigenden Preisen zu profitieren. Beachten Sie jedoch, dass CFDs gehebelte Produkte sind und zu Verlusten führen können, die Ihre ursprüngliche Einlage übersteigen.

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Gründe für das Shorten von Aktien

Es gibt verschiedene Anreize, sich für Short Selling zu entscheiden, und hier sind einige davon:

Profitieren von einem Abwärtstrend

Mit Leerverkäufen können Sie Gewinne erzielen, selbst wenn der Markt fällt. Das ist besonders nützlich, wenn Sie glauben, dass der Wert eines bestimmten Marktes oder einer Aktie sinken wird. So können Sie auch in einem Bärenmarkt Ihr Portfolio aufwerten. Ohne die Möglichkeit des Shortens wäre es schwierig, in einem abwärtsgerichteten Markt Gewinne zu erzielen. Oft sind es wirtschaftliche Entwicklungen oder finanzielle Probleme eines Unternehmens, die den Kurs sinken lassen. Leerverkäufer nutzen solche Marktbewegungen, um bei fallenden Preisen Gewinne zu machen.

Absicherung anderer Anlagen oder Portfolios

Wenn Sie bereits Long-Positionen in Ihrem Portfolio haben, könnten Sie diese durch Short-Positionen absichern. Dies wird als Hedging bezeichnet. Angenommen, Sie haben eine Reihe von Aktien aus dem FTSE 100 in Ihrem Portfolio. In diesem Fall könnten Sie einen Derivatskontrakt nutzen, um eine Short-Position auf den gesamten FTSE-Index einzugehen. Das wäre sinnvoll, wenn Sie Bewegungen erwarten, die sich negativ auf Ihr Portfolio auswirken könnten.

Der Vorteil des Hedgings liegt darin, dass es das Risiko in Ihrem Portfolio minimiert, ähnlich wie eine Versicherung für Ihr Haus oder Auto. Im Gegensatz zur Spekulation, bei der es darum geht, das Risiko zu erhöhen, zielt Hedging darauf ab, das Risiko zu reduzieren.

Was passiert wenn der Leerverkauf schief geht?

Wenn du Leerverkäufe machst und es nicht so läuft wie du geplant hast, kann es zu großen Verlusten kommen. Dies kommt durch das einzigartige Risiko-Profil des Leerverkaufs zustande. Normalerweise, wenn du eine Aktie kaufst (eine Long-Position eingehst), ist das größte Risiko, dass du dein gesamtes investiertes Geld verlierst, wenn die Aktie auf Null fällt. Dein Gewinnpotenzial hingegen ist unbegrenzt, solange die Aktie weiter steigt.

Beim Leerverkauf ist es andersherum. Dein Gewinnpotenzial ist begrenzt – es kann nur so hoch sein, wie der Preis, zu dem du zuerst die Aktie verkauft hast, bevor sie fällt (abzüglich irgendwelcher Gebühren). Aber dein Verlustpotenzial kann ins Unendliche gehen. Dies liegt daran, dass eine Aktie, die du leerverkauft hast, theoretisch ohne Grenze an Wert gewinnen könnte.

Dein Verlust wäre die Differenz zwischen dem Preis, zu dem du die Aktie verkauft hast, und dem Preis, zu dem du sie zurückkaufst (plus Gebühren). Aber denk dran, es gibt Hilfsmaßnahmen wie einen Stop-Loss, um deine Risiken zu begrenzen. Das ist eine Anweisung an deinen Broker, die Aktie zu einem bestimmten Preis zurückzukaufen, bevor die Verluste zu groß werden.

Zusätzlich sind beim Leerverkauf Zinsen zu zahlen. Wird das Leergeschäft über einen längeren Zeitraum gehalten, können die Haltekosten ansteigen und sich auf deine Rendite auswirken. In der meisten Fällen sind diese Risiken überschaubar und lassen sich durch eine gut organisierte Risiko-Management-Strategie handhaben.

Tipps zur Auswahl der besten Aktien für den Leerverkauf

Es ist wichtig zu wissen, dass nicht alle Aktien gleich sind. Einige eignen sich besser für den Leerverkauf als andere. Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen könnten, die besten Aktien dafür zu finden.

Es ist eine gute Idee, Aktien zu suchen, die überbewertet sind. Das bedeutet, dass ihrer aktueller Preis höher ist als ihr eigentlicher Wert. Du könntest einen Blick auf die Bilanz des Unternehmens werfen und die Zahlen analysieren, um zu sehen, ob der Aktienpreis gerechtfertigt ist. Overhyped Tech Aktien oder Unternehmen mit instabilem Management könnten auch gute Kandidaten sein.

Unternehmen, die keine Gewinne machen, könnten auch für Leerverkäufe in Frage kommen. Oder solche, die von wirtschaftlichen Schwierigkeiten betroffen sind. Du könntest Informationen über ihre aktuelle Situation suchen – wie sieht es mit ihrer Verschuldung aus? Gibt es Kreditprobleme? Solche Infos könnten Hinweise darauf geben, ob der Aktienpreis möglicherweise bald fallen könnte.

Ein weiterer Ansatz könnte sein, nach Aktien mit negativen Nachrichten zu suchen. Schlechte Neuigkeiten können den Aktienkurs beeinflussen, auch wenn es nur vorübergehend ist. Und bei Leerverkäufen ist Zeit wirklich Geld!

Schau auch auf das Volumen und die Volatilität der Aktie. Aktien mit hohem Volumen und hoher Volatilität können sowohl eine Chance als auch ein Risiko sein – sie könnten große Gewinne ermöglichen, aber auch zu großen Verlusten führen, wenn du die Marktbewegungen falsch einschätzt. Also sei vorsichtig und mach immer deine Hausaufgaben, bevor du eine Entscheidung triffst!

Fazit

Leerverkäufe oder Short Selling können eine leistungsstarke Strategie sein, um Geld zu verdienen, selbst wenn die Aktienkurse sinken. Aber es ist wichtig, dass du die einzigartige Natur dieses Handelsansatzes und die damit verbundenen Risiken verstehst.

Erinnere dich an die vielen Besonderheiten des Leerverkaufs, wie zum Beispiel das unbegrenzte Verlustrisiko. Dies bedeutet, dass du potenziell mehr Geld verlieren könntest, als du ursprünglich investiert hast, wenn die Aktie, die du leerverkauft hast, an Wert gewinnt statt zu verlieren.

Es gibt viele Werkzeuge und Strategien, die dir dabei helfen können, die besten Aktien für den Leerverkauf auszuwählen. Du könntest nach überbewerteten Aktien suchen, Aktien, die keine Gewinne machen, oder solche, die negativ in den Nachrichten sind.

Aber denk immer daran, deine Hausaufgaben zu machen. Untersuche das Unternehmen, seine Finanzen und die Gründe, die den Aktienkurs beeinflussen könnten. Und setze niemals mehr Geld ein, als du bereit bist zu verlieren.

Insgesamt kann Short Selling eine wertvolle Ergänzung zu deinem Handels-Toolbox sein, wenn du es richtig machst. Es erfordert Übung, Geduld und eine gut organisierte Risikomanagement-Strategie. Aber die Mühe könnte sich auszahlen und dir helfen, in Bullen- und Bärenmärkten Gewinne zu erzielen. Also, warum nicht die nächsten Schritte machen und anfangen, mehr über diese faszinierende Handelstaktik zu lernen?

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