Forex Hebel: Wie du die Hebelwirkung am Devisenmarkt nutzen kannst (Guide 2024)
Das Wichtigste in Kürze:
Forex-Hebel sind ein Werkzeug, das es dir ermöglicht, mit einem größeren Geldbetrag zu handeln, als du tatsächlich besitzt. Indem du nur einen Bruchteil des Gesamtwerts einer Position hinterlegst, kannst du einen größeren Trade platzieren.
Dies kann deine potenziellen Gewinne erhöhen, aber es erhöht auch das Risiko von Verlusten. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Hebel sowohl deine Gewinne als auch Verluste verstärken kann.
Daher ist es entscheidend, den Hebel vorsichtig zu nutzen und eine angemessene Risikomanagementstrategie anzuwenden. Ein zu hoher Hebel kann dein Handelskonto schnell erschöpfen und zu einem Margin Call führen. Was das alles bedeutet, erfährst du in diesem Artikel.
Hebelwirkung beim Forex-Handel: Einführung
Das Forex-Trading ist verglichen mit anderen Finanzinstrumenten und -märkten sehr beliebt. Ein Grund dafür ist, dass du beim Forex-Handel in der Regel eine viel höhere Hebelwirkung (englisch Leverage) erzielen kannst als beim Handel mit anderen Assets wie zum Beispiel Aktien.
Obwohl wahrscheinlich alle Trader das Wort „Hebelwirkung“ oder “gehebelt” schon oft gehört haben, wissen nur wenige, was genau das eigentlich bedeutet, wie der Hebel funktioniert und wie man ihn optimal einsetzt.
Kurz gesagt ist die Grundidee, dass man mit “geliehenem Geld” eine Transaktion durchführt. Die Strategie kann auch auf andere Märkte als die Devisenmärkte angewendet werden, so zum Beispiel auf CFDs.
In diesem Artikel werden wir dir erklären, was ein Forex-Hebel ist, wie du dieses Fremdkapital verwenden kannst, sowie dessen Vor- und Nachteile untersuchen.
Was ist Leverage? Definition
Hebelwirkung bedeutet, dass du einen bestimmten Betrag deines investierten Geldes nur geliehen hast. Im Fall von Forex-Tradings wird das Geld normalerweise vom Broker selbst geliehen.
Der Leverage erlaubt dir, mit mehr Geld zu handeln, als du in Wirklichkeit eigentlich hast. Beim Forex-Trading nutzen viele Leute Leverage, um aus kleinen Preisänderungen von Währungen größere Gewinne zu machen.
Allerdings können dementsprechend natürlich auch die Verluste größer sein, als dein eigentlich investiertes Kapital. Aus diesem Grund gelten gehebelte Finanzprodukte unter Experten der BaFin-Behörde als extrem riskant.
Wenn du mehr zu den Gefahren des Forex-Tradings erfahren möchtest, lies‘ gerne unseren Artikel “Ist Forex Trading gefährlich?”
Um mit Hebel zu handeln, musst du einen Teil des Geldes, das du handeln möchtest, als Sicherheit hinterlegen. Diese wird auch “Margin” genannt.
Das Verhältnis zwischen dem Geld, das du handeln möchtest, und dem Geld, das du als Sicherheit hinterlegst, wird als Hebel bezeichnet. Der umgangssprachliche „vierer Hebel“ bedeutet zum Beispiel, dass du mit dem Vierfachen des Geldes handeln kannst, das du als Sicherheit hinterlegt hast.
Das ist gleichbedeutend mit einer Vervierfachung des Gewinns oder des Verlustes, welcher bei diesem Trade herauskommen wird.
Hebelwirkung im Forex-Handel
An den Devisenmärkten beträgt die Hebelwirkung häufig bis zu 100:1, also einen “Hunderter-Hebel”. Dies bedeutet zum Beispiel, dass du für jede 1.000 Euro auf deinem Konto bis zu 100.000 Euro im Wert handeln kannst.
Der Grund warum Hebel im Forex Trading so beliebt und üblich sind, sind die kleinen Gewinnmengen des Marktes. Beim Devisenhandel berechnen wir die Währungsbewegungen in sogenannten “Pips” Diese entsprechen der kleinsten Änderung des Währungspreises in einem Währungspaar.
Diese Bewegungen sind also nur Bruchteile eines Cents. Wenn zum Beispiel ein Währungspaar wie GBP/USD 100 Pips von 1,9500 auf 1,9600 bewegt, ist das nur eine Bewegung von 1 Cent des Wechselkurses.
Deshalb müssen Währungs-Trades in extrem hohen Beträgen durchgeführt werden, damit diese winzigen Preisbewegungen überhaupt erst in größere Gewinne umgesetzt werden können.
Hier kommt die Hebelwirkung ins Spiel. Durch sie kann der Gewinn einfach vervielfacht werden. Wenn du also selbst nur mit einem “relativ kleinen” Betrag wie zum Beispiel 10.000 Euro handelst, können durch Leverage auch hier bereits kleine Änderungen im Kurs zu erheblichen Gewinnen oder Verlusten führen.
Margin und Margin-Call im Devisenhandel
Die Margin ist der Geldbetrag, den du hinterlegen musst, um einen Trade mit Hebelwirkung zu eröffnen. Beim Forex-Handel mit Margin (Deutsch: Einschuss) musst du also nur einen bestimmten Prozentsatz des Gesamtwerts der Position selbst bezahlen. Der Rest wird geliehen.
Die Höhe der Margin kann von Broker zu Broker unterschiedlich sein, beginnt aber bei etwa 3,3 % für die am häufigsten gehandelten Währungspaare wie EUR/USD, USD/JPY und GBP/USD.
Ein Margin-Call (Deutsch: Nachschussforderung) tritt ein, wenn dein Margin-Level unter einen vorher festgelegten Wert gefallen ist, d.h. wenn du nicht mehr genug Geld auf dem Trading-Konto hast, um deine Margin zu bezahlen.
Hier läufst du Gefahr, dass deine Positionen liquidiert werden, was unbedingt vermieden werden sollte. Behalte daher immer die geforderten Margins und deine derzeit tatsächlich existierenden Margin-Levels im Auge, um das Risiko für einen Margin-Call zu verringern.
Forex: Hebelwirkung und Margin berechnen
Nun weißt du, was die Begriffe Hebel und Margin im Forex-Kontext bedeuten. Doch wie berechnest du sie? Das erklären wir dir im Folgenden.
Um die gesamte Hebelwirkung zu berechnen, teilst du den Gesamtwert der Transaktion durch die Margin, die du hinterlegen musst, also zum Beispiel:
Hebelwirkung auf Basis der Margin = Gesamtwert der Transaktion / Erforderliche Margin
Wenn du zum Beispiel 1% des Gesamtwerts der Transaktion als Margin hinterlegen musst und du beabsichtigst, einen Standardlot USD/CHF zu handeln, was 100.000 US-Dollar entspricht, beträgt die erforderliche Margin 1.000 US-Dollar.
Somit beträgt deine Hebelwirkung 100:1, also einen Hunderter-Hebel. Bei einer Margin von nur 0,25% hingegen beträgt die Hebelwirkung nach derselben Berechnungsart also 400:1.
Optimaler Forex-Hebel
Der optimale Hebel im Forex-Handel ist eine wichtige Überlegung für jeden Trader. Doch was ist optimal? Das kann man so pauschal nicht beantworten, da es individuell ist.
Ein optimaler Hebel hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie deinem Risikoappetit, deinem Handelsstil und deinem Kapital. Einige Trader bevorzugen einen konservativen Ansatz und wählen einen niedrigeren Hebel, um das Risiko zu minimieren.
Andere Trader mögen es aggressiver und nutzen einen höheren Hebel, um potenziell größere Gewinne zu erzielen.
Um den optimalen Hebel zu bestimmen, solltest du dein Risikoniveau genau einschätzen. Ein guter Richtwert ist laut Expertenmeinungen, dass dein potenzieller Verlust pro Trade nicht mehr als 1-2% deines Handelskontos betragen sollte.
Anhand dieser Grenze kannst du den Hebel so anpassen, dass er dein Risiko minimiert, während du gleichzeitig die Chance auf Gewinne maximierst.
Ein weiterer Faktor beim Bestimmen des optimalen Hebels ist die Volatilität des Marktes. In volatilen Märkten solltest du einen niedrigeren Hebel zu verwenden, um das Risiko von plötzlichen Kursbewegungen zu verringern. In ruhigeren Märkten könntest du einen höheren Hebel nutzen, um auch von kleineren Kursbewegungen zu profitieren.
Im Endeffekt muss jeder Forex-Trader das Hebelniveau wählen, das ihm am besten passt.
Forex-Leverage wann einsetzen?
Im Allgemeinen sollte ein Trader nicht seine gesamte verfügbare Margin verwenden, sondern die Hebelwirkung nur dann einsetzen, wenn der Vorteil klar ersichtlich ist und Sinn ergibt.
Sobald die Risikomenge in Bezug auf die Anzahl der Pips bekannt ist, ist es möglich, den potenziellen Kapitalverlust zu berechnen. Als Faustregel sollte dieser Verlust, wie zuvor erwähnt, niemals mehr als 2% des Handelskapitals betragen.
Hierfür stehen dir online viele Risiko- und Positionsrechner extra für Forex zur Verfügung. Wenn du mehr über diese herausfinden möchtest, lies’ gerne unseren Artikel zum Thema.
Zur Begrenzung des Risikos ist es laut Experten außerdem empfehlenswert, Stop-Loss-Orders im Forex festzulegen, um deine Verluste zu deckeln.
Risiken der Hebelwirkung im Forex
Kurz gesagt: Risiko und potenzielle Rendite hängen zusammen und beide werden durch einen Hebel erhöht. Je mehr Hebelwirkung auf das Kapital angewendet wird, desto höher ist das Risiko, das du eingehst.
Lass uns dies anhand eines Beispiels verdeutlichen.
Trader A und Trader B haben beide 10.000 USD zum Handeln. Sie nutzen einen Broker, der eine Margin von 1% erfordert. Nach ihrer Analyse denken sie, dass der USD/EUR bei 1,20 seinen Höchststand erreicht hat und an Wert verlieren wird. Deshalb setzen sie auf einen Rückgang des USD/EUR.
Trader A setzt den Trade mit einem 50-fachen Hebel, indem er USD/EUR im Wert von 500.000 USD verkürzt, basierend auf seinem Handelskapital von 10.000 USD.
Ein Pip von USD/EUR für einen Standardlot beträgt etwa 8,30 USD. Wenn der USD/EUR auf 1,21 steigt, verliert Trader A 100 Pips, was einem Verlust von 4.150 USD entspricht. Das wäre 41,5% seines gesamten Handelskapitals.
Trader B ist vorsichtiger und nutzt einen fünffachen Hebel, indem er USD/EUR im Wert von 50.000 USD verkürzt. Wenn der USD/EUR auf 1,21 steigt, verliert Trader B bei diesem Trade 100 Pips, was einem Verlust von 415 USD entspricht. Das wären nur 4,15% seines gesamten Handelskapitals.
Wie du siehst, hat der gewählte Hebel also einen extrem hohen Einfluss auf das eingegangene Risiko und du solltest ihn jederzeit mit Vorsicht genießen.
Volatilität im Forex-Handel
Devisenmärkte gehören zu den liquidesten Märkten der Welt. Daher sind sie tendenziell weniger volatil als andere Märkte wie z.B. Immobilien.
Die Volatilität einer bestimmten Währung hängt von mehreren Faktoren ab, wie der Politik und Wirtschaft ihres Landes. Ereignisse wie wirtschaftliche Instabilität in Form eines Zahlungsausfalls oder eines Ungleichgewichts in den Handelsbeziehungen mit einer anderen Währung können daher ebenfalls zu erheblicher Volatilität führen.
Hierfür ist es immer gut, die aktuellen Wirtschaftsnachrichten im Blick zu behalten, zum Beispiel durch einen Wirtschaftskalender oder durch Forex News Trading.
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Fazit: Ist ein Forex-Hebel eine gute Idee?
Wie jedes “scharfe Werkzeug”, muss auch die Hebelwirkung im Forex -Trading sehr vorsichtig gehandhabt werden. Sobald du allerdings gelernt hast, dies zu tun und Risiken korrekt einzuschätzen und zu berechnen, gibt es keinen Grund zur Sorge und du kannst deine Gewinnchancen mit dem Leverage massiv erhöhen.
Es ist immer wichtig, eine Abwägung zu treffen: Wenn du weniger Hebelwirkung verwendest, hast du mehr Spielraum. Das bedeutet, dass du einen größeren Abstand für deinen Stopp setzen kannst, um Verluste zu begrenzen, ohne dass du gleich viel Kapital verlierst.
Wenn du jedoch stark gehebelt handelst, könnten große Verluste auftreten, wenn sich der Markt gegen dich bewegt. Das passiert, weil du größere Verluste erleidest, wenn du größere Mengen handelst. Denke daran, dass du den Hebel ganz nach deinen eigenen Bedürfnissen jederzeit anpassen kannst.
Quellenverzeichnis
1. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin (2020). Gehebelt zum Totalverlust. Verfügbar unter: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2020/fa_bj_2001_Faktorzertifikate.html
2. Deutsche Bundesbank. (2022). Devisenhandel und Geschäfte in Derivaten in Deutschland mit deutlichem Geschäftszuwachs. Pressemitteilung. Verfügbar unter: https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/devisenhandel-und-geschaefte-in-derivaten-in-deutschland-mit-deutlichem-geschaeftszuwachs-899242
3. Dette, G. (1998). Bisherige Methoden zur Analyse der Aktienkursbildung und deren Grenzen. In: Kursbildung am deutschen Aktienmarkt. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08686-4_3
4. Marta, T. J., Brusuelas, J. (2010). Forex Analysis and Trading: Effective Top-Down Strategies Combining Fundamental, Position, and Technical Analyses. Deutschland: Wiley. Verfügbar unter: https://books.google.de/books?id=gbKI6-JJavMC&newbks=1&newbks_redir=0&printsec=frontcover&dq=google+scholar+analyse+forex&hl=de&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false