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Stammaktien vs. Vorzugsaktien: Definitionen, Unterschiede, Praxis

Vorzugsaktien bieten Dividenden und Kapitalrückzahlung, Stammaktien bieten Stimmrechte und Kursgewinne. Erfahren Sie die Unterschiede und Vorteile.
5 Unterschiede zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien

Kurz gesagt: Stammaktien sind der „Standard“ mit Stimmrecht. Vorzugsaktien bieten meist bevorzugte Dividenden, verzichten dafür in Deutschland häufig auf Stimmrechte - die bei Dividendenausfällen vorübergehend wieder aufleben können.

Das Wichtigste auf einem Blick

Definition: Stammaktie vs. Vorzugsaktie – Stamm bietet Stimmrecht und volles Kursrisiko, Vorzug verzichtet meist auf Stimmrecht zugunsten bevorzugter Dividende.

Stimmrecht (DE): Vorzugsaktien sind in Deutschland typisch stimmrechtslos (§ 139 AktG); Stimmrecht lebt temporär auf, wenn Vorzugsdividenden ausfallen.

Dividende: Vorzugsaktien haben Dividendenvorzug, oft kumulativ (Nachzahlung satzungsabhängig); Stammdividenden sind nachrangig und nicht garantiert.

Liquidationsrang: Zuerst Gläubiger, dann Vorzugsaktionäre, zuletzt Stammaktionäre – beide bleiben nachrangige Eigenkapitalgeber.

Praxis-Check: Vorzugsaktien eignen sich für Einkommensfokus; prüfe Satzung (kumulativ/Mehrdividende), Liquidität & Spreads, Payout/Free Cashflow und Bewertung vs. Stamm.

Was sind Stammaktien?

Stammaktien repräsentieren einen Anteil am Grundkapital und gewähren Stimmrechte auf der Hauptversammlung (u. a. Wahl des Aufsichtsrats, Satzungsänderungen). Rendite entsteht durch Kursentwicklung und Dividenden, die jedoch nicht garantiert sind. Im Insolvenzfall tragen Stammaktionäre das höchste Risiko (Residualanspruch).

Merkmale von Stammaktien

Im Folgenden werden wir die Hauptmerkmale von Stammaktien aufzeigen und untersuchen, wie sie sich auf Ihre Anlagestrategie auswirken können.

  1. Teilnahme an Hauptversammlungen und Stimmrecht: Stammaktieninhaber haben das Recht, an Hauptversammlungen teilzunehmen und über wichtige Unternehmensangelegenheiten abzustimmen, wie die Wahl des Vorstands, Änderungen der Satzung und die Genehmigung von Fusionen oder Übernahmen. Dies ermöglicht es den Aktionären, Einfluss auf die Unternehmensführung auszuüben und ihre Interessen als Miteigentümer zu vertreten.
  2. Potenzielle Volatilität: Stammaktien unterliegen aufgrund ihrer Abhängigkeit vom finanziellen Erfolg und der Marktwahrnehmung des Unternehmens potenziellen Kurschwankungen. Dies kann sowohl Chancen als auch Risiken für Investoren darstellen, da Kursgewinne erzielt oder Verluste erlitten werden können, je nachdem, wie sich das Unternehmen entwickelt und wie der Markt reagiert.
  3. Kein Verfallsdatum: Stammaktien haben kein Verfallsdatum, solange das Unternehmen aktiv bleibt. Dies bedeutet, dass die Aktien dauerhaft im Umlauf sein können, es sei denn, das Unternehmen beschließt, sie zurückzukaufen oder zu kündigen.
  4. Teilhabe am Erfolg und Wachstum des Unternehmens: Stammaktien bieten Investoren die Möglichkeit, am Erfolg und Wachstum eines Unternehmens teilzuhaben. Durch potenzielle Kurssteigerungen und Dividendenzahlungen können Aktionäre von den Unternehmensergebnissen profitieren.
  5. Risikoteilung: Stammaktien ermöglichen es den Anlegern, das Unternehmensrisiko gemeinsam zu tragen. Durch den Kauf von Stammaktien investieren Anleger in das Eigenkapital des Unternehmens und tragen somit das Risiko von Gewinn- und Verlustbeteiligungen.
  6. Letztendliche Haftung: Im Falle einer Insolvenz des Unternehmens sind Stammaktieninhaber die letzten Gläubiger, die Ansprüche auf das verbleibende Vermögen des Unternehmens haben, nachdem alle Schulden und Verbindlichkeiten bedient wurden. Dies bedeutet, dass Stammaktieninhaber das höchste Risiko tragen, ihr investiertes Kapital zu verlieren, wenn das Unternehmen scheitert.
  7. Keine garantierte Dividende: Im Gegensatz zu Vorzugsaktien gibt es bei Stammaktien keine garantierte Dividendenzahlung. Die Ausschüttung von Dividenden hängt von den Gewinnen des Unternehmens und der Entscheidung des Vorstands ab, diese an die Aktionäre auszuschütten.

Was sind Vorzugsaktien?

Vorzugsaktien sind eine Sonderklasse mit bestimmten Zusatzrechten, vor allem bei der Gewinnverteilung (z. B. Vorab- oder Mehrdividende). In Deutschland können Vorzugsaktien ohne Stimmrecht ausgegeben werden; die Satzung regelt Details (Nachzahlung, Höhe). Bei ausbleibender Vorzugsdividende kann vorübergehend ein Stimmrecht entstehen, bis Rückstände beglichen sind. Zudem dürfen stimmrechtslose Vorzüge nur bis 50 % des Grundkapitals ausgegeben werden.

Vergleich: Vorzugsaktien vs. Stammaktien

Stimmrechtin DE meist nein (temporär ja bei Rückstand)ja
Dividendenanspruchbevorzugt, oft kumulativnachrangig, nicht garantiert
Liquidationvor Stamm, nach Gläubigernzuletzt
Max. Anteil am Grundkapital (DE, stimmrechtslos)bis 50 %
Handelbarkeitbörslich handelbar; oft geringere Liquiditäti. d. R. liquider
Ziel für Anlegerplanbare Dividenden/EinkommenStimmrechte + volles Kurschance-/Risiko-Profil

Für wen eignen sich Vorzugsaktien?

Kurzprofil: Vorzugsaktien adressieren Anleger, die berechenbarere Ausschüttungen schätzen und mit einem (meist) fehlenden Stimmrecht leben können. Sie bleiben aber Eigenkapital mit entsprechendem Unternehmensrisiko.

1) Einkommensorientierte Anleger

  • Ziel: planbare Cashflows.
  • Warum Vorzug? Bevorzugte (teils kumulative) Dividenden sorgen oft für stabilere Ausschüttungen als bei Stammaktien desselben Emittenten.
  • Praxis: In Phasen stagnierender Gewinne kann der Dividendenvorzug helfen, die Einkommenslinie zu glätten (satzungsabhängig).

2) Anleger, denen Mitsprache weniger wichtig ist

  • Ziel: Rendite > Stimmrecht.
  • Warum Vorzug? In Deutschland sind Vorzugsaktien meist stimmrechtslos; als Ausgleich wird häufig eine Mehrdividende gewährt.
  • Praxis: Wer selten auf Hauptversammlungen abstimmt oder Corporate-Governance-Themen nicht aktiv verfolgt, tauscht Mitsprache gegen Ausschüttungsvorteile.

3) Langfristige Halter mit Fokus auf Dividenden-„Kontinuität“

  • Ziel: langfristiges Halten, geringere Dividendenvolatilität.
  • Warum Vorzug? Bei kumulativen Vorzugsaktien können ausgesetzte Dividenden später nachgezahlt werden (sofern die Satzung nichts anderes bestimmt).
  • Praxis: In Ertragsdellen wird die Dividende u. U. nachgeholt, sobald Gewinne wieder fließen.

4) Portfolio-Baustein für „Core & Income“

  • Ziel: Aktienkern behalten, aber Ausschüttungsprofil verbessern.
  • Warum Vorzug? Vorzüge desselben Emittenten korrelieren stark mit der Stammaktie, bieten aber häufig höhere laufende Rendite.
  • Praxis: In einer Core-Satellite-Strategie können Vorzüge die Income-Komponente abdecken, während wachstumsstarke Titel (Stammaktien/ETFs) für Kurshebel sorgen.

5) Risikoreduktion auf Einzeltitelebene (begrenzt)

  • Ziel: leicht defensiveres Renditeprofil gegenüber der jeweiligen Stammaktie.
  • Warum Vorzug? Der Dividendenvorrang kann die Gesamtrendite glätten; gleichzeitig sind Vorzüge kein Ersatz für Anleihen - sie bleiben Aktienrisiko.

Risiken & Besonderheiten

Stimmrechtslosigkeit

Vorzugsaktien sind in Deutschland in der Regel stimmrechtslos. Das bedeutet:

  • Keine Mitsprache: Du nimmst zwar an der Hauptversammlung teil, kannst aber nicht abstimmen (Ausnahmen nur, wenn die Satzung oder ein Dividendenausfall ein temporäres Stimmrecht vorsieht).
  • Governance-Trade-off: Du tauschst Mitsprache gegen Dividendenvorzug. Für viele Privatanleger ist das okay, für aktivistische oder governance-affine Investoren weniger.
  • Temporäres Stimmrecht: Bleibt die Vorzugsdividende aus, kann bis zur Nachzahlung ein Stimmrecht aufleben. Das ist satzungsabhängig und zeitlich begrenzt.

Liquidität/Spreads

Vorzugsaktien werden meist separat von den Stammaktien notiert und gehandelt. Das führt oft zu:

  • Geringerer Liquidität: Weniger tägliches Volumen, breitere Geld/Brief-Spreads; Orders können schwieriger vollständig ausgeführt werden.
  • Höheren Transaktionskosten: Breite Spreads sind verdeckte Kosten – vor allem für Trader relevant.
  • Order-Disziplin notwendig: Limit-Orders statt Market-Orders nutzen; Handelszeiten mit höherem Volumen bevorzugen; bei größeren Stückzahlen gestaffelt vorgehen, wie bespielsweise Stop Limit Orders oder Trailing Stop.

Praxis-Tipp: Vergleiche vor dem Kauf durchschnittliche Tagesumsätze und typische Spreads der Vorzugsaktie mit der Stammaktie desselben Emittenten. Wenn der Spread ungewöhnlich weit ist, kalkuliere die Kosten bewusst ein oder verzichte. Wir haben bereits ausführlich über Trading Orderarten geschrieben, falls dich das Thema genauer interessiert.

Liquidationsrang & Unternehmensrisiko

Auch Vorzugsaktien bleiben Eigenkapital - mit entsprechendem Risiko:

  • Nachrang gegenüber Gläubigern: Im Insolvenzfall werden zuerst Fremdkapitalgeber bedient. Aktionäre (Stamm und Vorzug) tragen das Residualrisiko.
  • Vorzug vor Stamm innerhalb des EK: Innerhalb des Eigenkapitals hat die Vorzugsaktie Priorität bei Ausschüttungen und häufig bei der Verteilung im Liquidationsfall, dennoch kann der Totalverlust eintreten.
  • Unternehmensqualität entscheidend: Stabilität von Cashflows, Verschuldung und Ertragskraft ist wichtiger als die Aktienklasse selbst.

Praxis-Check vor dem Kauf (Quicklist)

1) Satzung/Emissionsbedingungen prüfen

  • Gibt es Vorab- oder Mehrdividende?
  • Ist die Dividende kumulativ (Nachzahlung bei Ausfall)?
  • Wann und wie lebt das Stimmrecht auf?

2) Ausschüttungshistorie & Payout-Qualität

  • Wurden Vorzugsdividenden stetig gezahlt?
  • Payout Ratio, Free Cashflow und Zinsdeckung checken.

3) Liquidität & Ausführung

  • Durchschnittsvolumen, Bid/Ask-Spread, verfügbare Handelsplätze vergleichen.
  • Limit-Order statt Market-Order nutzen; größere Orders tranchieren.

4) Bewertung vs. Stammaktie

  • Existiert ein Preisabschlag oder Aufschlag zur Stammaktie?
  • Rechtfertigt die Mehrdividende eventuelle Illiquiditätskosten?

5) Kapitalstruktur & Bonität

  • Verschuldungsgrad, Laufzeitenprofil, Covenants und Ratings (falls vorhanden).
  • Zyklik des Geschäftsmodells: Wie robust sind Margen in Abschwüngen?

6) Unternehmens-Events am Radar

  • Anstehende HV, mögliche Strukturmaßnahmen (Umtausch, Zusammenlegung), Dividendenbeschlüsse, Kapitalmaßnahmen.

7) Portfolio-Fit

  • Welche Rolle übernimmt die Vorzugsaktie? Income-Baustein oder Core-Position?
  • Risikobudget (Volatilität, Drawdowns) und Diversifikation berücksichtigen.

8) Steuer & Kosten

  • Kostenstruktur (Ordergebühren, Fremdspesen) je Broker vergleichen.
  • Steuerliche Behandlung von Dividenden/Verlusten im Blick behalten (keine Steuerberatung).

Unterschiede zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien

Stimmrecht

Vorzugsaktien sind in Deutschland in der Regel ohne Stimmrecht. Ein temporäres Stimmrecht entsteht, wenn die zugesagte Vorzugsdividende nicht gezahlt wurde und Rückstände bestehen.
Stammaktien haben reguläres Stimmrecht auf der Hauptversammlung.

Dividendenrang & -struktur

Vorzugsaktien erhalten eine bevorzugte Dividende (Vorab- oder Mehrdividende). Häufig ist sie kumulativ, d. h. nicht gezahlte Dividenden werden nachgezahlt (sofern die Satzung nichts anderes bestimmt).
Stammaktien erhalten Dividenden nachrangig und ohne Garantie.

Rang im Liquidationsfall

Bei einer Liquidation stehen alle Gläubiger zuerst. Innerhalb des Eigenkapitals werden Vorzugsaktionäre in der Regel vor den Stammaktionären bedient; Stammaktionäre kommen zuletzt.

Renditeprofil & Liquidität

Vorzugsaktien bieten oft planbarere Ausschüttungen, dafür teilweise geringere Marktliquidität und breitere Spreads als Stammaktien.
Stammaktien reagieren meist stärker auf Wachstumserwartungen (höhere Kurschancen, aber auch höhere Volatilität).

Emissionen/Anteil am Grundkapital

Stimmrechtslose Vorzugsaktien dürfen maximal 50 % des Grundkapitals ausmachen (gesetzliche Grenze).

FAQ: Häufig gestellte Fragen

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