Fundamentalanalyse
Der Konjunkturzyklus ist ein Begriff aus der Volkswirtschaft, der den wiederkehrenden Auf- und Abwärtstrend der Wirtschaftsaktivität in marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften, wie zum Beispiel die in Deutschland, beschreibt. Typischerweise ist ein Konjunkturzyklus durch vier Phasen gekennzeichnet: den Aufschwung, die Hochkonjunktur, den Abschwung, und die Tiefphase.
Der Konjunkturzyklus hat normalerweise vier Phasen:
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Die vier genannten Konjunkturphasen bilden zusammen einen Konjunkturzyklus. Man kann die Länge des Zyklus auf verschiedene Weisen messen. Oftmals wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Indikator für die wirtschaftliche Aktivität verwendet. Man kann den Zyklus auch durch Analyse von Wachstumsraten bestimmen, was normalerweise zu einer größeren Anzahl kürzerer Zyklen führt.
Je nachdem, wo man nachschaut, gibt es unterschiedliche Beschreibungen und Längen der Konjunkturzyklen. Der Kitchin-Zyklus dauert zum Beispiel ungefähr 3,5 Jahre, während der Juglar-Zyklus zwischen 7 und 11 Jahren variiert. Der Kondratieff-Zyklus hingegen hat besonders lange Konjunkturwellen und wird mit grundlegenden Innovationen in Verbindung gebracht, die alle 40 bis 60 Jahre auftreten, wie zum Beispiel die Entstehung der Eisenbahn oder die Einführung von Elektrizität.
Wirtschaftliche Schwankungen können grob in drei Haupttypen unterteilt werden: saisonale Schwankungen, die von Faktoren wie den Jahreszeiten beeinflusst werden und oft bestimmte Sektoren wie die Landwirtschaft betreffen; konjunkturelle Schwankungen, die die gesamte Wirtschaft beeinflussen und normalerweise ein bis mehrere Jahre dauern; und schließlich strukturelle Schwankungen, die über einen Zeitraum von bis zu 60 Jahren auftreten und durch tiefgreifende Veränderungen und Innovationen im Wirtschaftssystem verursacht werden.
Die Wirtschaftspolitik beeinflusst den Konjunkturzyklus. Die Zentralbank kann die Wirtschaft durch die Kontrolle von Geldmenge und Zinssätzen beeinflussen. Sie versucht, Abschwünge abzuschwächen und Wachstum zu fördern. Die Fiskalpolitik, also die Kontrolle von Staatseinnahmen und -ausgaben, kann auch genutzt werden, um die Konjunktur zu steuern und die Schwankungen im Zyklus zu beeinflussen.
Andere Faktoren beeinflussen den Konjunkturzyklus auch. Zum Beispiel das allgemeine Produktionspotenzial, das bestimmt, wie viel die Wirtschaft produzieren kann, und externe Ereignisse wie Handelskriege, Naturkatastrophen oder Pandemien.
Es gibt verschiedene Indikatoren, um die aktuelle Phase des Konjunkturzyklus zu bestimmen. Dazu gehören das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Inflationsrate, die Arbeitslosenquote, das Verbrauchervertrauen und das Unternehmensvertrauen. Wenn wir diese Anzeichen analysieren, können wir vorhersagen, welche Wirtschaftszweige oder Branchen in der nächsten Phase wahrscheinlich erfolgreich oder weniger erfolgreich sein werden.
Der Monetarismus, der hauptsächlich mit dem Ökonomen Milton Friedman verbunden ist, sieht die Geldmenge als den Haupttreiber der wirtschaftlichen Aktivität und somit des Konjunkturzyklus. Monetaristen argumentieren, dass übermäßiges Wachstum der Geldmenge unweigerlich zu Inflation führt und dass Zentralbanken durch die Kontrolle der Geldmenge Konjunkturzyklen steuern können, um eine stabile Wirtschaft zu fördern.
Die keynesianische Schule, benannt nach John Maynard Keynes, betont die Rolle der aggregierten Nachfrage in der Wirtschaft und im Konjunkturzyklus. Keynesianer glauben, dass Regierungen und Zentralbanken aktive Maßnahmen ergreifen sollten, um wirtschaftliche Instabilität zu verhindern oder abzuschwächen. Sie unterstützen den Einsatz von Fiskalpolitik und Geldpolitik, um das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Auswirkungen von Auf- und Abschwüngen abzumildern.
Die Österreichische Schule betont die Rolle des freien Markts und insbesondere die Wichtigkeit des Marktpreis-Mechanismus. Österreicher sehen künstliche Interventionen in die Wirtschaft, wie die Kontrolle der Geldmenge oder fiskalpolitische Maßnahmen, oft als störend an und glauben, dass sie zu wirtschaftlichen Verzerrungen und letztendlich zur Instabilität beitragen können. Sie plädieren eher für eine laissez-faire Politik, die es den Marktkräften erlaubt, ihren natürlichen Zyklus durchzugehen.
Globale Ereignisse wie Pandemien, geopolitische Spannungen oder Naturkatastrophen haben oft einen tiefgreifenden Einfluss auf den Verlauf des Konjunkturzyklus. Diese Ereignisse können die wirtschaftliche Aktivität stark beeinträchtigen, indem sie die Produktion unterbrechen, die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen verändern und die Unsicherheit auf den Finanzmärkten erhöhen. Beispielsweise kann eine Pandemie wie COVID-19 zu einem abrupten Abschwung führen, indem sie die Produktion in vielen Sektoren lahmlegt und die Konsumausgaben durch die Verringerung des Verbrauchervertrauens senkt.
Zudem können geopolitische Spannungen wie Handelskriege oder militärische Konflikte die globalen Handelsströme stören und Investitionen abschrecken. Diese Ereignisse können auch die Rohstoffpreise beeinflussen, was wiederum die Kosten für Unternehmen und Verbraucher verändert. Im Falle von Handelskriegen können erhöhte Zölle und Handelsbarrieren die Kosten für importierte Güter erhöhen und die Exporte für Unternehmen erschweren, was die Wirtschaftsleistung und Beschäftigung negativ beeinflussen kann.
Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Wirbelstürme können ebenfalls erhebliche Schäden an Infrastruktur und Produktionseinrichtungen verursachen. Die Wiederherstellung nach solchen Ereignissen kann erhebliche öffentliche und private Investitionen erfordern, die zwar kurzfristig die wirtschaftliche Aktivität stimulieren, aber auch die Staatsschulden erhöhen und langfristige wirtschaftliche Herausforderungen darstellen können.
Es ist daher entscheidend, dass Politik und Unternehmen strategisch planen und Ressourcen bereitstellen, um auf globale Ereignisse zu reagieren und ihre Auswirkungen auf den Konjunkturzyklus zu mildern. Dies kann durch die Diversifizierung der Lieferketten, die Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz und die Entwicklung von Plänen für den Umgang mit verschiedenen Arten von Krisen erreicht werden.
Die Abmilderung von Konjunkturrisiken ist ein zentraler Aspekt der Wirtschaftspolitik, und sowohl Regierungen als auch Zentralbanken verfügen über eine Reihe von Werkzeugen, um die negativen Auswirkungen von Konjunkturabschwüngen zu minimieren und die Vorteile von Aufschwungphasen zu maximieren. Eine dieser Strategien ist die Fiskalpolitik, bei der die Regierung ihre Ausgaben und Einnahmen anpasst, um die wirtschaftliche Aktivität zu steuern.
In Abschwungphasen können Regierungen die Ausgaben erhöhen oder die Steuern senken, um die Nachfrage zu stimulieren und die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Beschäftigung zu erhöhen, die Einkommen zu stabilisieren und das Verbrauchervertrauen zu fördern. Beispielsweise können Infrastrukturprojekte und öffentliche Dienstleistungen erweitert werden, um die Beschäftigung und die wirtschaftliche Aktivität zu fördern.
Zentralbanken spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Abmilderung von Konjunkturrisiken durch die Geldpolitik. Durch die Anpassung der Zinssätze und die Kontrolle der Geldmenge können sie die Kreditvergabe und die Inflation beeinflussen, um das Wirtschaftswachstum zu fördern oder abzuschwächen. In Phasen des Aufschwungs können Zentralbanken die Zinssätze erhöhen, um die Inflation zu kontrollieren, während sie die Zinssätze in Abschwungphasen senken können, um die Kreditvergabe und Investitionen zu fördern.
Schließlich können auch Unternehmen Strategien zur Abmilderung von Konjunkturrisiken entwickeln, indem sie ihre Geschäftsmodelle und Betriebsabläufe anpassen, um widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen zu sein. Dies kann beinhalten, Reserven für schwierige Zeiten zu bilden, die Diversifizierung der Produkte und Märkte zu fördern und die Effizienz und Flexibilität der Operationen zu verbessern, um besser auf Veränderungen in der wirtschaftlichen Umgebung reagieren zu können.
Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass der Konjunkturzyklus ein wichtiger Indikator für die gesamtwirtschaftliche Aktivität ist. Er durchläuft eine Reihe von Phasen - von Expansion und Boom bis zu Rezession und Depression.
Regierungen und Zentralbanken spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung dieser Zyklen. Regierungen nutzen die Fiskalpolitik, wie zum Beispiel Staatsausgaben, Steuern und Sozialpolitik, um die Wirtschaft zu stimulieren oder zu drosseln. Zentralbanken nutzen die Geldpolitik, wie zum Beispiel Zinssätze und die Geldmenge, um Inflation zu kontrollieren und das Wirtschaftswachstum zu steuern.
Investoren und Unternehmen müssen ebenfalls die Phasen des Konjunkturzyklus im Auge behalten. Investoren müssen möglicherweise ihre Anlagestrategien anpassen, abhängig von der Phase des Zyklus, und zyklische Unternehmen müssen ihre Geschäftsstrategien entsprechend ausrichten.
Schließlich gibt es mehrere Schulen des wirtschaftlichen Denkens, wie Monetarismus, Keynesianismus und die Österreichische Schule, die unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie Konjunkturzyklen verstanden, analysiert und gesteuert werden sollten. Jeder von ihnen bietet wertvolle Einblicke, aber auch sie können die zukünftige Richtung der Wirtschaft nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen.
Da der Konjunkturzyklus eine zentrale Rolle in der Ökonomie spielt, ist es für alle Beteiligten - ob Regierungen, Unternehmen oder Einzelpersonen - von unschätzbarem Wert, ein grundlegendes Verständnis davon zu haben.