Komplexe Finanzprodukte wie Derivate, Optionen oder strukturierte Anlagen sind schwer durchschaubar und bergen teils erhebliche Risiken für Privatanleger.
Anders als klassische Finanzprodukte sind sie häufig nicht transparent bewertet, schwer verständlich und können über die ursprüngliche Investition hinaus Verluste verursachen.
In diesem Artikel erfährst du, was komplexe Finanzinstrumente ausmacht, welche Arten es gibt (z. B. Futures, Swaps, CFDs), und warum rechtliche Vorgaben wie die PRIIP-Verordnung oder die Eignungsprüfung so wichtig sind.
Ideal für alle, die sich vor einer Geldanlage besser informieren möchten.
Immer mehr Menschen interessieren sich für Geldanlage, sei es durch Aktien, ETFs oder andere Produkte. Doch sobald es um sogenannte komplexe Finanzprodukte geht, wird es schnell unübersichtlich. Was verbirgt sich hinter Begriffen wie Derivate, Optionen oder strukturierte Anlagen und warum sind sie für Privatanleger so risikoreich? In diesem Artikel klären wir auf, worauf man achten sollte.
Komplexe Finanzprodukte einfach erklärt
Komplexe Finanzprodukte sind oft schwer nachvollziehbare Anlageformen, bei denen Risiken und Kosten nicht offensichtlich sind. Anders als klassische Produkte wie Aktien oder Investmentfonds, die transparent bewertet werden können, fehlt hier häufig:
ein öffentlich verfügbarer Preis
verständliche Informationen
ein Schutz vor Verlusten über die ursprüngliche Investitionssumme hinaus
Auch müssen komplexe Produkte keine klaren Anlagebedingungen erfüllen oder keine Folgeprodukte sein - was sie automatisch von weniger komplexen Finanzinstrumenten unterscheidet.
Beispiele für komplexe Finanzprodukte
Ein großer Teil der komplexen Finanzprodukte fällt unter den Begriff Derivate. Was sind Finanzderivate? Das sind Finanzinstrumente, deren Wert sich von einem zugrunde liegenden Basiswert ableitet, wie etwa einer Aktie, einem Rohstoff oder einem Index. Sie sind häufig nicht direkt handelbar, sondern werden über sogenannte „Over-the-Counter“-Märkte oder spezialisierte Plattformen angeboten.
Hier ein Überblick über die wichtigsten Arten:
Futures: Diese Verträge verpflichten Käufer und Verkäufer, einen bestimmten Vermögenswert zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem vorher vereinbarten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen. Sie werden oft für Rohstoffe oder Währungen genutzt – das Risiko besteht vor allem darin, dass sich der Marktpreis bis zum Fälligkeitstermin stark verändern kann. Weitere Informationen findest du hier:
Futures im Überblick Optionen: Im Gegensatz zu Futures verschaffen Optionen dem Käufer lediglich das Recht, nicht aber die Pflicht, einen bestimmten Vermögenswert zu einem vorher definierten Preis zu handeln. Optionen können auf steigende (Call) oder fallende Kurse (Put) spekulieren und werden häufig im Trading eingesetzt.
Was sind die Unterschiede zwischen Optionen und Derivaten? Das erfährst du hier.
Turbo-Optionsscheine: Diese Hebelprodukte sind besonders risikoreich. Sie enden sofort wertlos, sobald ein vorher definierter Schwellenwert („Knock-out“) überschritten wird – unabhängig davon, wie sich der Markt danach entwickelt. Damit ist das Verlustrisiko besonders hoch, der potenzielle Gewinn aber ebenso.
Swaps: Dabei handelt es sich um Verträge, bei denen zwei Parteien Zahlungsströme oder Zinssätze austauschen. Besonders bekannt sind Zinsswaps, die z. B. zur Absicherung gegen Zinsänderungen genutzt werden. Für Privatanleger sind Swaps eher unüblich, kommen aber in strukturierten Produkten vor.
CFDs (Contracts for Difference): Hier spekulieren Anleger auf die Kursentwicklung eines Basiswerts, ohne diesen tatsächlich zu besitzen. Der Gewinn oder Verlust ergibt sich aus der Differenz zwischen Einstiegs- und Ausstiegspreis. CFDs sind hochspekulativ und meist mit einem Hebel ausgestattet.
Strukturierte Produkte und Hebelfonds: Diese verbinden mehrere Finanzinstrumente, z. B. Anleihen mit Optionen, um bestimmte Marktmeinungen abzubilden. Sie können Ertragschancen erhöhen, aber auch komplexe Risiken beinhalten, die für Laien nur schwer nachvollziehbar sind.
Warum sollten Privatanleger vorsichtig sein?
Unklare Kostenstruktur: Gebühren können versteckt oder undurchsichtig sein. Profis nutzen solche Produkte eher zum Hedging, nicht zur privaten Geldanlage.
Hohe Risiken: Komplexe Finanzprodukte beeinflussen nicht nur Kursschwankungen, sondern können auch Auszahlungsvereinbarungen enthalten, die schwer zu verstehen sind (z. B. Derivate mit Hebel).
Geringe Transparenz: Oft fehlt ein öffentlich verfügbarer Marktpreis, was die Bewertung erschwert. Informationen sind häufig in Fachsprache verfasst.
Alle genannten Instrumente haben eines gemeinsam: Sie sind nicht für jeden geeignet. Die Risiken reichen von schwer verständlichen Preisentwicklungen bis hin zu einem Totalverlust oder sogar darüber hinaus, wie etwa wenn Verluste über das eingesetzte Kapital hinaus entstehen. Daher schreibt der Gesetzgeber für den Vertrieb solcher Produkte eine sogenannte Eignungsprüfung vor. Diese soll sicherstellen, dass Anleger das Produkt und seine Risiken tatsächlich verstehen und es zu ihrem Anlageprofil passt.
Warum diese Thematik auch rechtlich wichtig ist
Die PRIIP-Verordnung der EU (Verordnung (EU) 1286/2014) verpflichtet Emittenten komplexer Finanzprodukte zur Bereitstellung eines Basisinformationsblatts (maximal drei DIN-A4-Seiten). Dieses muss klar, verständlich und wahrheitsgemäß gestaltet sein.
Zudem müssen Eignungsprüfung und Risikoaufklärung vor dem Kauf verpflichtend bereitgestellt werden.
FAQ - Häufig gestellte Fragen