Altman Z-Score – Bedeutung für Investoren
Der Altman Z-Score ist ein wichtiges Instrument für Investoren, um die wirtschaftliche Gesundheit eines Unternehmens zu bewerten. Der Z-Score wird oft als Teil einer umfassenden Analyse von Unternehmenskennzahlen verwendet, zu der auch die Betrachtung von Gewinn, Umsatz und Verbindlichkeiten gehört. Indem er die Insolvenzwahrscheinlichkeit misst, hilft der Z-Score Investoren, riskante Investments zu identifizieren. Ein hoher Altman Z-Score deutet darauf hin, dass ein Unternehmen finanziell solide ist und ein geringeres Risiko für Insolvenz besteht.
Altman Z-Score und Kapitalstruktur
Das Modell berücksichtigt auch die Kapitalstruktur eines Unternehmens, indem es Kennzahlen wie das Working Capital und das Eigenkapital in die Berechnung einbezieht. Ein Unternehmen mit einer starken Kapitalausstattung wird tendenziell einen höheren Z-Score haben. Das kann für Investoren ein Indikator für die langfristige Stabilität des Unternehmens sein.
Kritik am Altman Z-Score
Trotz seiner Nützlichkeit gibt es auch Kritik am Altman Z-Score. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass er sich vor allem für die Bewertung von Produktionsunternehmen eignet und weniger für Dienstleistungsunternehmen oder Technologiefirmen. Darüber hinaus basiert der Z-Score auf historischen Daten und hat daher nur begrenzte Prognosekraft für zukünftige Entwicklungen.
Exkurs Insolvenz
Insolvenz tritt auf, wenn jemand – egal ob eine Einzelperson oder ein Unternehmen – seine Schulden nicht mehr bezahlen kann. In Deutschland müssen Firmen dann einen Insolvenzantrag stellen. Dies passiert, wenn sie überschuldet sind oder ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Das Insolvenzverfahren hilft dabei, die finanzielle Lage genau zu prüfen. Es entscheidet auch, ob das Unternehmen wieder in Ordnung gebracht werden kann oder ob es geschlossen werden muss.
Altman Z-Score – Berechnung
Um den Altman Z-Score zu berechnen, nimmt man fünf verschiedene Zahlen aus der Bilanz eines Unternehmens. Diese Zahlen werden dann mit bestimmten Zahlen multipliziert, um ihnen mehr oder weniger Gewicht zu geben. Die Zahlen, die man braucht, sind:
- Working Capital geteilt durch Gesamtkapital (1)
- Gewinnrücklagen geteilt durch Gesamtkapital (2)
- EBIT geteilt durch Gesamtkapital (3)
- Marktkapitalisierung geteilt durch Verbindlichkeiten (4)
- Umsatz geteilt durch Gesamtkapital (5)
Wenn man diese Zahlen hat, setzt man sie in die folgende Formel ein:
Z = 1,2 (1) + 1,4 (2) + 3,3 (3) + 0,6 (4) + 1 * (5)
Die Zahlen, mit denen man multipliziert (wie 1,2 oder 1,4), kommen von einer speziellen Anpassung, die Altman gemacht hat. Er hat diese Zahlen so ausgewählt, dass die Formel möglichst genau sagt, wie wahrscheinlich eine Firma in Schwierigkeiten kommen könnte.
Erläuterung der einzelnen Bestandteile
Um den Altman Z-Score wirklich zu verstehen, muss man auch wissen, was die einzelnen Zahlen und Formeln bedeuten. Jede der fünf Zahlen in der Formel sagt etwas darüber aus, wie gut oder schlecht ein Unternehmen dasteht. Die Zahlen haben auch unterschiedliche Wichtigkeit, die durch die Multiplikationsfaktoren dargestellt wird. Hier schauen wir uns zwei dieser Kennzahlen genauer an.
Faktor 3,3: EBIT / Gesamtkapital
Diese Zahl gibt uns Infos darüber, wie gut ein Unternehmen Geld verdient, verglichen mit dem Geld, das es zur Verfügung hat. EBIT steht für „Earnings Before Interest and Taxes“, das ist sozusagen der Gewinn, bevor man Zinsen und Steuern abzieht. Wenn man diesen Gewinn durch das gesamte Kapital des Unternehmens teilt, sieht man, wie effizient das Unternehmen arbeitet.
Für die Einschätzung, ob ein Unternehmen pleite gehen könnte oder nicht, ist das total wichtig. Ein Unternehmen, das viel Gewinn macht im Vergleich zu seinem Kapital, hat weniger Probleme, seine Rechnungen zu bezahlen. Deshalb ist diese Zahl in der Formel auch so wichtig und wird mit 3,3 multipliziert.
Faktor 1,5: Umsatz / Gesamtkapital
Diese Zahl sagt uns, wie viel Umsatz das Unternehmen macht, wenn man es mit dem gesamten Kapital vergleicht. Das ist wichtig, weil man so sieht, wie gut das Unternehmen sein Geld umsetzt. Aber hoher Umsatz ist nicht immer gut, wenn das Unternehmen daraus keinen Gewinn macht. Deshalb ist diese Zahl in der Formel weniger wichtig und wird nur mit 1,5 multipliziert.
Diese Kennzahl zeigt nicht nur, wie viel Geld reinkommt, sondern kann auch etwas über die Position des Unternehmens auf dem Markt oder die Effizienz bei der Herstellung von Produkten sagen. Aber weil sie weniger über die finanzielle Sicherheit des Unternehmens sagt, ist sie in der Formel weniger gewichtet.
Faktor 1,4: Gewinnrücklagen / Gesamtkapital
Die Gewinnrücklage ist sozusagen das „Notfall-Schweinchen“ eines Unternehmens. Stell dir vor, du hast ein Sparschwein, in das du immer dann Geld steckst, wenn du Taschengeld bekommst. Je mehr du sparst, desto sicherer fühlst du dich, oder? Das ist bei Unternehmen genauso. Sie legen einen Teil ihres Gewinns zur Seite, um für schlechte Zeiten gewappnet zu sein.
Altman hat diese Kennzahl in die Formel aufgenommen, weil sie auch zeigt, wie alt ein Unternehmen ist. Ein Unternehmen, das schon lange existiert und Gewinne macht, hat natürlich mehr in der „Notfallkasse“. Und meistens sind solche Unternehmen weniger anfällig für Pleiten.
Das Ganze wird dann noch durch das gesamte Kapital des Unternehmens geteilt, um sicherzustellen, dass wir Äpfel mit Äpfeln vergleichen und nicht mit Birnen. Einfach gesagt: Es wird fairer, wenn man die Größe des Unternehmens berücksichtigt.
Faktor 1,2: Working Capital / Gesamtkapital
Das Working Capital ist so etwas wie die „Brieftasche“ des Unternehmens für den alltäglichen Gebrauch. Es sagt uns, wie viel Geld das Unternehmen kurzfristig zur Verfügung hat, um Dinge wie Material oder Gehälter zu bezahlen. Zu wenig Geld in der „Brieftasche“ kann bedeuten, dass das Unternehmen Probleme bekommen könnte, seine Rechnungen zu bezahlen.
Aber zu viel Geld ist auch nicht immer gut. Stell dir vor, du trägst immer 200 Euro in deiner Brieftasche herum, gibst aber nur 10 Euro am Tag aus. Das restliche Geld könnte doch viel besser genutzt werden, oder? Deshalb ist diese Kennzahl im Z-Score nicht so stark gewichtet.
Faktor 0,6: Marktkapitalisierung / Verbindlichkeiten
Zuletzt schauen wir uns an, wie viel das Unternehmen auf dem Markt wert ist, verglichen mit den Schulden, die es hat. Das ist wichtig, weil das Unternehmen, wenn es wirklich schlimm kommt und es verkauft werden muss, diese Schulden begleichen können sollte.
Ein Unternehmen, dessen Wert auf dem Markt höher ist als seine Schulden, steht also ziemlich gut da. Das zeigt, dass es finanziell stabil ist und weniger wahrscheinlich in Schwierigkeiten gerät. Deshalb wird diese Zahl im Z-Score mit 0,6 multipliziert. Es ist wichtig, aber nicht so entscheidend wie einige der anderen Zahlen.
Altman Z-Score – Interpretation und Skala
Der Altman Z-Score ist wie eine Schulnote für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens. Wenn der Z-Score unter 1,8 ist, dann hat das Unternehmen wahrscheinlich bald große Probleme, ähnlich wie eine 5 oder 6 in der Schule. Zwischen 1,8 und 3,0 ist es so, als hätte das Unternehmen eine 3 oder 4. Es ist okay, aber es könnte besser sein. Und ein Z-Score über 3,0? Das ist wie eine 1 oder 2 – das Unternehmen ist in einer richtig guten Lage!
Anwendungsmöglichkeiten
Jetzt fragst du dich bestimmt, wofür man das alles braucht, oder? Vor allem Leute, die in Aktien investieren, finden das super interessant.
Stell dir vor, du hast schon Aktien von verschiedenen Unternehmen. Du könntest jetzt für jedes dieser Unternehmen den Z-Score ausrechnen. Wenn einer der Werte niedrig ist, dann ist das wie eine Warnlampe. Dann musst du genau überlegen, ob du diese Aktie vielleicht verkaufen willst.
Aber auch wenn du dir überlegst, neue Aktien zu kaufen, kannst du den Z-Score benutzen. Ist der Wert niedrig, dann ist es vielleicht besser, die Finger davon zu lassen.
Der Z-Score ist also ein gutes Werkzeug, um zu entscheiden, ob du eine Aktie kaufen, behalten oder verkaufen solltest.
Noch was Wichtiges: Es gibt Studien, die haben festgestellt, dass der Z-Score ziemlich zuverlässig ist, wenn man ihn für zwei Jahre benutzt. Von den Firmen, die einen schlechten Z-Score hatten, sind 71% tatsächlich pleite gegangen. Aber noch interessanter ist, dass nur 6% der Firmen mit einem guten Z-Score wirklich Probleme bekamen. Das zeigt, dass der Z-Score ziemlich zuverlässig ist!
Marktprognose unter Verwendung des Altman Z-Score
Der Altman Z-Score ist nicht nur für einzelne Firmen interessant, sondern auch für ganze Aktienmärkte oder Gruppen von Firmen, die wir als „Indizes“ kennen. Man kann den Durchschnitts-Z-Score für alle Firmen in einem Index ausrechnen. Das ist so, als würde man den Klassendurchschnitt bei einer Klassenarbeit berechnen.
Ein Index mit einem hohen Durchschnitts-Z-Score ist wie eine Klasse voller Einser-Schüler: ziemlich sicher und wenig riskant. Aber wenn der Durchschnitt nahe bei 1,8 liegt, könnte das heißen, dass Probleme bevorstehen, so wie wenn der Klassendurchschnitt plötzlich sinkt.
2007 hat Altman das sogar für den ganzen US-Markt gemacht und gemerkt, dass der Durchschnitts-Z-Score ziemlich schlecht war. Und rat mal, was zwei Jahre später passiert ist? Genau, die große Finanzkrise!
Kleiner Hinweis: Allerdings ist der Z-Score nicht perfekt. Manche Leute sagen, dass der Z-Score nicht unbedingt für alle Firmen oder Märkte gut ist. Deshalb sollte man auch andere Methoden verwenden, wenn man eine wirklich gute Entscheidung treffen will.
Nachteile des Verfahrens
Das Z-Score-Verfahren ist nicht für alle Firmen gleich gut. Junge Firmen, die noch nicht so lange existieren, werden oft als riskant eingestuft, auch wenn das vielleicht gar nicht stimmt. Außerdem schaut der Z-Score nicht auf den Geldfluss einer Firma. Dabei ist der Geldfluss echt wichtig, denn wenn eine Firma nicht genug Geld hat, bekommt sie Probleme.
Methodische Schwachstellen
Einige Leute sind auch skeptisch, ob der Z-Score wirklich für Firmen außerhalb der USA oder für heutige Firmen gut ist. Der Z-Score wurde nämlich auf Basis von Daten alter US-Firmen entwickelt. Und die Datenbasis war auch nicht so groß, nur 66 Firmen wurden damals untersucht. Das ist so, als würde man den Klassendurchschnitt nur aus den Noten von ein paar Schülern berechnen.
Deshalb ist der Z-Score zwar ein hilfreiches Werkzeug, aber man sollte ihn nicht als das einzige Mittel zur Beurteilung von Firmen oder Märkten verwenden. Es ist wie wenn du nur eine Art von Übung für eine Sportart machst; du wirst besser, aber du könntest noch besser sein, wenn du ein komplettes Training machst.
Erweiterungen am Altman-Modell: Z´-Score und Z´´-Score
Das Z-Score-Modell wurde über die Jahre angepasst. Eine erste wichtige Änderung wurde gemacht, damit man es auch für Firmen verwenden kann, die nicht an der Börse gelistet sind. Für diese Firmen gibt es den Z´-Score.
Anstatt auf die Marktkapitalisierung zu schauen, wird nun der Buchwert des Eigenkapitals im Verhältnis zu den Schulden der Firma betrachtet. Hier sind die Formel und die Kennzahlen:
Z‘ = 0,717 * (1) + 0,847 * (2) + 3,107 * (3) + 0,42 * (4) + 0,998 * (5)
Wenn der Z´-Score unter 1,23 ist, dann ist das riskant. Ist er über 2,9, sieht es ziemlich gut aus.
Aber auch der Z´-Score ist nicht ohne Kritik geblieben. Zum Beispiel gibt es Branchen, in denen die Kennzahlen anders aussehen. Ein Laden macht meistens mehr Umsatz als eine Fabrik, auch wenn sie ungefähr gleich groß sind. Deshalb hat Altman noch eine weitere Version entwickelt, den Z´´-Score.
Z“ = 6,56 * (1) + 3,26 * (2) + 6,72 * (3) + 1,05 * (4)
Mit dem Z´´-Score wird eine Firma als riskant angesehen, wenn der Wert unter 1,10 liegt.
Wichtiger Hinweis: Aber Achtung! Altman hat diese neuen Versionen auf Theorien aufgebaut, und es ist noch nicht wirklich klar, wie gut sie in der echten Welt funktionieren. Es ist ein bisschen wie wenn du eine neue Strategie im Fußball ausprobierst; du weißt erst, wie gut sie ist, wenn du sie im echten Spiel getestet hast. Deshalb sollte man immer vorsichtig sein und nicht nur auf diese Zahlen vertrauen.
Verbesserte Modelle: Warum der Übergang zu Z‘-Score und Z“-Score notwendig war
Die Weiterentwicklungen des ursprünglichen Altman Z-Score, bekannt als Z‘-Score und Z“-Score, traten auf, um die Methode an verschiedene Unternehmensarten anzupassen. Die Herausforderungen, denen sich Unternehmen stellen müssen, die nicht an der Börse gelistet sind, können sich deutlich von denen unterscheiden, die öffentlich gehandelt werden. Daher war eine Modifikation des ursprünglichen Modells notwendig, um eine präzisere Bewertung der finanziellen Gesundheit zu ermöglichen. Auch die unterschiedliche Natur verschiedener Branchen führte zu der Entwicklung des Z“-Score, der eine bessere Anpassung an die spezifischen Gegebenheiten ermöglicht.
Wichtige Erkenntnisse: Was die Z-Score Modelle wirklich aussagen
Die verschiedenen Z-Score-Modelle bieten eine Möglichkeit, die finanzielle Stabilität eines Unternehmens zu messen und potenzielle Risiken zu identifizieren. Während sie wertvolle Informationen liefern können, ist es entscheidend zu verstehen, dass sie nicht alleine aussagekräftig genug sind. Sie sollten als Teil eines umfassenden Analyseansatzes betrachtet werden. Durch die Kombination des Z-Score mit anderen Bewertungsmethoden können Investoren ein klareres Bild der tatsächlichen finanziellen Gesundheit eines Unternehmens erhalten und fundiertere Entscheidungen treffen.
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Fazit
Der Altman Z-Score und seine Abwandlungen, Z´-Score und Z´´-Score, sind echt hilfreiche Tools, wenn du wissen willst, wie gesund ein Unternehmen finanziell ist. Aber verlass dich nicht nur darauf.
Du solltest den Z-Score mit anderen Analysemethoden kombinieren, um ein komplettes Bild zu bekommen. Zum Beispiel könntest du Technische Analyse oder Technische Indikatoren und Oszillatoren im Trading zur Hilfe nehmen. Wenn du noch ganz neu im Trading bist, findest du hier eine gute Einführung.
Die besten Entscheidungen triffst du, wenn du verschiedene Werkzeuge und Ansätze miteinander verbindest. So bekommst du ein klareres Bild und kannst deine Risiken besser einschätzen.